Südkoreas Notenbank überrascht mit Zinssenkung

Südkoreas Zentralbank reagiert auf die schwächelnde Konjunktur mit der ersten Zinssenkung seit drei Jahren.

Der Leitzins werde von bisher 1,75 auf 1,50 Prozent zurückgesetzt, wie die Notenbank am Donnerstag in Seoul mitteilte. Die meisten Experten hatten erst im späteren Jahresverlauf mit einem solchen Schritt gerechnet. "Das Direktorium hat beschlossen, den Zinssatz zu senken, um die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen, da sowohl der Wachstums-als auch der Inflationstrend schwächer sind als bisher angenommen", begründete Zentralbankchef Lee Ju Yeol die Maßnahme.

Er rechnet heuer nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent - das wäre das kleinste Plus seit mehr als einem Jahrzehnt. Erst vor drei Monaten war die Prognose von 2,6 auf 2,5 Prozent gesenkt worden. Dem exportabhängigen Land machen die schwächere Weltkonjunktur sowie der Zollstreit der beiden größten Volkswirtschaften USA und China zu schaffen.

Für Unsicherheiten sorgt derzeit auch ein handelspolitischer Streit mit Japan. Das Nachbarland hatte Anfang Juli beschlossen, den Export wichtiger Materialien für die Halbleiter- und Display-Produktion nach Südkorea stärker zu kontrollieren. Zur Begründung hieß es, das gegenseitige Vertrauen sei untergraben worden. Die Regierung in Seoul warf Tokio einen wirtschaftlichen Racheakt vor. Hintergrund ist ein Disput über die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während der japanischen Kolonialherrschaft (1910 bis 1945).

Niedrigere Zinsen verbilligen Kredite für Investitionen und Konsum, weshalb sie die Konjunktur anschieben können. Experten rechnen damit, dass weitere Senkungen folgen. "Verschiedene Bemerkungen des Notenbankchefs deuteten darauf hin", sagte Park Seok Gil, Ökonom bei JPMorgan in Seoul.

(APA/dpa/Reuters)

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