Börsengang

Teamviewer: Wackeliger Start nach Riesen-IPO

Mitarbeiter von Teamviewer feiern das Börsendebüt.
Mitarbeiter von Teamviewer feiern das Börsendebüt. (c) REUTERS (RALPH ORLOWSKI)
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Der Börsengang des Software-Anbieters Teamviewer war mit einem Erlös von 2,21 Mrd. Euro heuer der bislang größte in Europa. Die maue Marktstimmung belastet aber den Kurs.

Frankfurt/Wien. Der schwäbische Software-Anbieter Teamviewer hat bei seinem milliardenschweren Börsengang mit Gegenwind zu kämpfen. Der erste Kurs an der Frankfurter Börse lag am Mittwoch mit 26,25 Euro noch auf dem Niveau, zu dem die 84 Millionen Papiere ausgegeben worden waren. Dann bröckelte die Aktie jedoch um bis zu fünf Prozent und fiel zeitweise bis auf 24,80 Euro. Davon ließen sich die 300 Mitarbeiter, die mit Firmenchef Oliver Steil das Parkett füllten, freilich nicht stören. Sie jubelten und läuteten kleine Börsenglöckchen, als der erste Kurs verkündet wurde, und führten einstudierte Tänzchen auf. „Ich bin sehr, sehr stolz“, so Steil, den der Finanzinvestor Permira Anfang 2018 eingesetzt hatte. „Wir haben eine große Zukunft vor uns.“

Fünftgrößtes IPO weltweit

Teamviewer ist mit einem Emissionserlös von 2,21 Milliarden Euro der bislang größte Börsengang in Europa in diesem Jahr. Der italienische Zahlungsanbieter Nexi hatte im April zwei Mrd. Euro eingesammelt. Weltweit waren nur vier Neuemissionen größer, darunter die Fahr-Dienstleister Uber (8,1 Milliarden Dollar) und Lyft. In Deutschland ist Teamviewer die größte Emission eines Software-Unternehmens überhaupt. SAP hatte 1988 bei seinem Börsendebüt Aktien für gerade einmal 900 Millionen Mark an den Mann gebracht.

Die Einnahmen aus dem Börsengang gehen vollständig an Permira, Teamviewer selbst ist profitabel und braucht kein Geld. Der Finanzinvestor hatte vor fünf Jahren 870 Millionen Euro für das gesamte Unternehmen gezahlt. Seither hat sich der Unternehmenswert auf 5,25 Milliarden Euro mehr als versechsfacht. Analysten halten die Bewertung für relativ hoch.

„Chapeau“, sagte Permira-Deutschland-Chef Jörg Rockenhäuser an die Adresse von Teamviewer. „Wir werden ein großer Investor bleiben. Wir stehen zu euch an guten Tagen wie heute – und an nicht so guten Tagen.“ Permira hält künftig noch 58 Prozent an dem Software-Anbieter.

Gründe für die Anlegerskepsis

Mit Teamviewer lassen sich Computer verbinden, etwa zur Fernwartung, zur Fernsteuerung von Maschinen oder für Onlinekonferenzen. Für 2019 erwartet das Unternehmen aus Göppingen mit 800 Mitarbeitern abgerechnete Umsätze von 310 bis 320 Mio. Euro, das wäre gut ein Drittel mehr als 2018.

Dass Permira allein Kasse mache, nannte ein Händler als Grund für die skeptische Aufnahme an der Börse. Zudem gälten die Aktien als relativ teuer. „Daher lassen viele erst einmal die Finger davon.“ Ein an dem Börsengang beteiligter Investmentbanker sagte, die Aktie leide unter den schwachen Vorgaben aus den USA. Dort sei der Index der US-Softwarefirmen am Dienstag um sechs Prozent gefallen.

Die begleitenden Banken können in den ersten vier Wochen nach dem Börsendebüt den Kurs stützen, wenn er unter den Ausgabepreis fällt. An deutsche Adressen gingen nur zehn Prozent der Papiere, auch viele Technologie-Investoren aus Kalifornien hätten zugegriffen, hieß es in Finanzkreisen.

Deutschlands größte IPOs

Der Markt für Börsengänge ist in diesem Jahr weltweit zäh. Das Emissionvolumen sank nach Daten der Unternehmensberatung EY um ein Viertel auf 114 Milliarden Dollar. Auf der Liste der größten Börsengänge in Deutschland seit der Jahrtausendwende landet Teamviewer auf dem siebten Platz. Größer waren die Deutsche Post im Jahr 2000 mit 6,25 Mrd. Euro Erlös, Infineon 2000 mit 6,07 Mrd., Innogy 2016 mit fünf Mrd., Siemens Healthineers, Knorr Bremse (beide im Jahr 2018) und T-Online (im Jahr 2000). (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2019)

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