Digitalgeld

Facebook verliert weitere Partner

(c) imago images/ZUMA Press (Debarchan Chatterjee, via www.im)
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Visa, Mastercard und eBay wollen die Währung Libra nicht mehr aufbauen.

Menlo Park. Die Facebook-Aktionäre nahmen die jüngsten Entwicklungen am Montag relativ gelassen. In einem schwachen Börsenumfeld lag das Papier des weltgrößten sozialen Netzwerks vorbörslich nur leicht im Minus. Es hatte sich bereits abgezeichnet, dass das Unternehmen beim Aufbau seiner Kryptowährung Libra weitere Rückschläge würde einstecken müssen.

Nach dem Zahlungsdienstleister Paypal sind weitere Partner abgesprungen: Das Online-Auktionshaus eBay, der Online-Bezahldienst Stripe sowie die beiden Kreditkartenanbieter Mastercard und Visa haben der für den Aufbau der weltweiten Digitalwährung gegründeten Libra Association am Freitagabend den Rücken gekehrt.

Grund ist der heftige politische Widerstand, der Libra aus aller Welt entgegenschlägt. Visa erklärte, das man werde das Projekt weiter beobachten. „Unsere Entscheidung wird letztlich von einer Reihe von Faktoren abhängig sein, einschließlich der Fähigkeit der Association, alle Anforderungen der Aufsichtsbehörden zu erfüllen.“

„Das umstrittene Facebook-Projekt steht nun einmal mehr auf der Kippe“, sagte Timo Emden, Kryptowährungsexperte bei Emden Research. Womöglich werden noch weitere Unternehmen ihre Partnerschaft überdenken. Libra erklärte, die Pläne würden auch nach dem jüngsten Exodus vorangetrieben. Facebook-Chef Mark Zuckerberg dürfte am 23. Oktober vor einem US-Kongressausschuss auch zu Libra befragt werden.

Facebook stößt mit seinen Plänen für die eigene Digitalwährung Libra auf den Widerstand von Notenbanken, Aufsichtsbehörden und Politikern. Wegen der potenziellen Zahl der Nutzer – bei Facebook sind etwa 2,4 Milliarden Menschen registriert – könnte die geplante Digitalwährung im internationalen Geldsystem langfristig eine wichtige Rolle spielen.

Experten trauen dem weltgrößten Internet-Netzwerk zu, damit das Finanzsystem auf den Kopf zu stellen – weil Geldtransfers zwischen Personen und zwischen Ländern schneller und günstiger werden dürften.

Die Lancierung von Libra könnte auch andere digitale Währungen wie Bitcoin stärker in das Anlegerinteresse rücken. Bitcoin unterscheidet sich von Libra dadurch, dass es tatsächlich dezentral ist, also von keiner Institution offiziell ausgegeben wird. Der Preis kommt allein durch Angebot und Nachfrage zustande, weswegen Bitcoin starken Preisschwankungen unterliegt. Libra wäre an einen Währungskorb gekoppelt und damit stabil. (b. l./Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.10.2019)

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