Währungsabsicherung: Teurer „Spaß“

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Wer Aktien im Ausland kauft, muss Währungsverluste befürchten. Als Anleger kann man sich zwar absichern, zusätzliche Verluste können aber dennoch entstehen.

Wien/Ker. Nun ja, mit dem tollen Aktienjahr 2011 ist es nichts geworden. Im Gegenteil. Die Staatsschuldenkrise in Europa und in den USA hat die Aktienkurse abstürzen lassen. Die Prognosen der meisten Experten zu Jahresbeginn waren somit das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben waren.

Macht nichts, im kommenden Jahr könnten die Kurse wieder kräftig steigen. Erst kürzlich hieß es etwa, US-Aktien seien so billig wie selten zuvor. Die US-Firmen verdienen prächtig, doch in den Aktienkursen spiegelt sich das noch nicht wider. Fazit: Langfristig bieten US-Aktien wieder tolle Gewinnmöglichkeiten, ließen Experten verlauten.

Das mag vielleicht richtig sein. Wenn man aber langfristig in einer fremden Währung investiert ist, drohen Währungsverluste. Sie können die Kursgewinne übersteigen. Dann bleibt am Ende wieder nichts übrig. Bei US-Aktien schaut das so aus: Verliert während des Investments der Dollar zum Euro an Wert, erleidet der Anleger (mit einem Eurokonto) Verluste aus dem Währungsabfall.

Kein Problem, schließlich kann man sich in der Finanzwelt gegen alles versichern. Das „Zauberwort” in diesem Fall lautet Derivate. Auf Deutsch könnte man auch Termingeschäfte dazu sagen. Dabei sichert man sich eine Aktie oder eine Währung schon heute zu einem fixen Preis. Man bekommt sie aber erst zu einem bestimmen Zeitpunkt in der Zukunft. Ob sich das Geschäft auszahlt, hängt davon ab, wie sich der Wert der jeweiligen Aktie oder Währung entwickelt.

Man kann solche Termingeschäfte als Absicherung nutzen. Zahlt sich das aus? Ein Beispiel: Ein heimischer Anleger ist für die nächsten zwei Jahre optimistisch, dass sich der US-Aktienmarkt gut entwickelt. Er legt sich ein Aktiendepot um 30.000 Dollar (heutiger Wert in Euro: rund 23.000) zurecht. Die US-Wirtschaft plagen jedoch auch gewaltige (Schulden-)Sorgen, die nicht geringer als jene Europas sind. Das heißt, ein Absturz des Dollar zum Euro ist nicht ganz unrealistisch.

In diesem Fall drohen Währungsverluste. Um sich dagegen abzusichern, kann der Anleger zusätzlich sogenannte Call-Optionsscheine kaufen. Diese sollen die Währungsverluste des Aktiendepots ausgleichen. Sie haben einen Wert, solange der Dollar zum Euro verliert. Ob sie aber unter Abzug der Optionsprämie ein Gewinn- oder Verlustgeschäft sind, hängt vom Ausmaß der Währungsschwankung ab.

Man besorgt sich etwa Optionsscheine der DZ Bank (Isin: DE000DZ3S2C4). Ein solcher Schein sichert 100 Dollar zum Euro-Dollar-Kurs von 1,3 ab (das entspricht etwa dem aktuellen Kurs). Diese Absicherung läuft bis zum 18.Dezember 2013, also fast zwei Jahre. Ein solcher Optionsschein kostet bei der DZ Bank rund 9,5 Euro. Damit man das ganze Depot, also die 30.000 Dollar, absichert, benötigt man 300 Optionsscheine. Somit muss der Anleger 2850 Euro aufwenden (300 mal 9,5 Euro). Nun liegt es an der Entwicklung des Dollar, ob sich die Absicherung lohnt oder nicht.


Szenario 1: Der Dollar fällt zum Euro bis Dezember 2013 auf 1,5 (Dollar je Euro) ab. Die Optionsscheine haben somit an Wert gewonnen. Der Anleger bekommt aus den Optionsscheinen 4000 Euro heraus. Aber: Sein Aktiendepot hat durch den Währungsabfall um fast 3080 Euro an Wert verloren (ohne dass Kursgewinne berücksichtigt wurden). Durch die Absicherung wird der Währungsverlust aufgefangen. Es bleiben 920 Euro übrig. Davon muss man jedoch die Kosten (Optionsprämie) von 2850 Euro abziehen. Somit steht ein Minus von fast 1950 Euro zu Buche.

Fazit: Die Absicherung konnte den Währungsverlust nicht ausgleichen. Aber: Ohne die Absicherung hätte das Minus nicht 1950 Euro, sondern 3080 Euro betragen. Wenn der Anleger das Absicherungsgeschäft eingeht, müssen seine Aktien einen Kursgewinn von fast sieben Prozent abwerfen, damit das gesamte Geschäft (Aktienkauf plus Währungsabsicherung) nominell kein Verlust ist.


Szenario 2: Der Dollar fällt bis Dezember 2013 auf nur 1,4 Dollar je Euro ab. In diesem Fall sind die Optionsscheine weniger wert als zuvor. Der Anleger bekommt nur nur rund 2150 Euro aus den Optionsscheinen heraus. Damit kann er nicht einmal die Kosten für die Optionsprämie (2850 Euro) abdecken. Das Absicherungsgeschäft war also ein Verlust. Das Minus macht 700 Euro aus. Hinzu kommt, dass das Depot einen Währungsverlust von fast 1650 Euro erleidet. Macht ein (Währungs-)Minus von 2350 Euro.


Szenario 3: Der Dollar rutscht auf 1,6 je Euro ab. Dann würde die Absicherung ordentlich Geld abwerfen, nämlich mehr als 5600 Euro. Nach Abzug der Kosten bringen die Optionen aber nur 2750 Euro ein. Im Gegenzug hat das Depot um mehr als 4000 Euro durch den Dollar-Abfall verloren. Auch hier kann die Absicherung den Währungsverlust nicht komplett abfangen – bei Weitem nicht.

Was Sie beachten sollten bei... Währungsabsicherungen

Tipp 1

Absicherung. Wer in US-Aktien investiert, aber einen Abfall der US-Währung gegenüber dem Euro befürchtet, könnte zusätzlich Call-Optionsscheine kaufen. Diese Scheine gewinnen an Wert, wenn der Dollar zum Euro an Wert verliert. Somit können Währungsverluste abgefangen werden – zumindest theoretisch.

Tipp 2

Kosten. In der Praxis sind solche Optionsscheine nicht billig. Wenn man sich auf den heutigen Euro-Dollar-Kurs von 1,3 absichern will, kostet das einen ordentlichen Betrag. Wie die Kalkulationen (siehe unten) zeigen, kann man Währungsverluste im Aktiendepot im besten Fall abdämpfen, aber nicht komplett ausgleichen.

Tipp 3

Ertrag. Der Ertrag der Option ist umso höher, je stärker der Euro zum Dollar ansteigt. Steigt er zu wenig stark an, erleidet man Verluste. Ein Beispiel: Man sichert man sich auf den Euro-Dollar-Kurs von 1,3 ab. Bei der Fälligkeit der Option liegt der Kurs zwar höher, bei 1,4, aber das Geschäft war trotzdem ein Verlust. Dazu kommen Währungsverluste im Depot.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2011)

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