Arme Reiche: Korruptionsverdacht gegen Fußball-Mäzen Becali

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Der zweitreichste Rumäne und Präsident von Steaua Bukarest soll zu bestechen versucht haben.

WIEN/BUKAREST.„Es ist mein Geld, und ich kaufe, was ich will“, sagte Rumäniens bis vor kurzem reichster Mann dem TV-Moderator auf die Frage, was seine Abgesandten in einem Gasthaus in der Stadt Cluj (Klausenburg) mit 1,7 Mio. Euro in bar tun wollten. „Sie sollten für mich Schokolade und Bonbons kaufen“, verantwortete sich Gheorghe „Gigi“ Becali.

Die Antikorruptionsbehörde DNA glaubte das nicht und lud ihn vor. Dass Becali nicht erschien, war keine Überraschung: Der vom Schafhirten zum Immobilien-Tycoon mutierte Becali hatte schon Vorladungen ignoriert, als er 2005 im Verdacht stand, von den „Alkoholbaronen“ Eugen und Nicu Mihailescu Fußballspieler gekauft zu haben. Sein Vermögen wurde daraufhin vorübergehend gesperrt.

Erworben hatte er dieses durch einen Grundstücktausch: Als völlig unbeschriebenes Blatt hatte er in den Wirren nach Ende der Ceausescu-Diktatur die Armee dazu gebracht, ein wertvolles Areal an ihn abzutreten, weil „sein“ Grundstück zwar kaum nutzbar, dafür aber uneinsehbar war.

Zwei Mrd. Euro Vermögen

Aus der Differenz zimmerte er ein Vermögen, das ihn zeitweilig zum reichsten Rumänen machte, noch vor dem Banker und Ex-Tennisspieler Ion Tiriac. Erst im Herbst 2007 wurde er vom Ölbaron Dan Patriciu überholt, der für 75 Prozent an seiner Rompetrol-Gruppe mehr als zwei Mrd. Euro vom staatlichen kasachischen Ölkonzern Kazmunaigaz bekam.

Becali besitzt durch seine Immobiliengeschäfte etwa auch so viel. Und er wollte das Vermögen mit der Aktion in Cluj vermehren, wenn man ihm glauben soll. Denn die eingangs erwähnten Abgesandten sollten natürlich nicht Schokolade kaufen, meinte er unter Druck, sondern die Anzahlung für eine Immobilie leisten.

Die Ermittler haben inzwischen enthüllt, wofür die 1,7 Mio. Euro tatsächlich vorgesehen waren: als Bestechung an einen Fußballklub.

An diesem Punkt sei daran erinnert, dass Becali schon 2005 durch den Fußball in Schwierigkeiten geraten war. Der Eigentümer des einstigen Armeeklubs Steaua Bukarest versuchte, einen Klub mit Geld zum Sieg über den Stadtrivalen Rapid Bukarest zu animieren – wodurch Steaua Meister werden sollte. Das war zwar anrüchig, aber nicht kriminell. Inzwischen sind solche „Prämien“ verboten.

Heuer wollte Becali wieder den Titel kaufen: Die 1,7 Mio. Euro waren für den Klausenburger Verein Universitatea vorgesehen und sollten für einen Sieg gegen den Lokalrivalen CFR sorgen. Da die Abgesandten im Gasthaus erwischt wurden, gewann CFR 1:0 – und schnappte Steaua den Titel weg.

Zum Geburtstag droht ein Verhör

Becalis Pech: Die Machenschaften in Rumäniens Fußball stehen im Kreuzfeuer. Im Jänner wurden zehn Personen wegen Bestechung angeklagt, seit Anfang Mai wird gegen Ligapräsident Dumitru Dragomir ermittelt. Da war der „Schoko-Ausflug“ nicht gerade glaubwürdig, Becalis Schmissigkeit seiner Sache wenig förderlich.

So könnte es kommen, dass er den 50. Geburtstag am 25. Juni nicht gewohnt pompös feiern kann. Angeblich will ihn die DNA genau für diesen Tag vorladen und notfalls vorführen lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2008)

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