Josef Taus: Vom Schwimmlehrer zum Topmanager

Banker, Politiker, Industrieller – Josef Taus war in seinem Leben alles einmal.
Banker, Politiker, Industrieller – Josef Taus war in seinem Leben alles einmal.APA
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Das Leben des Wieners spielte sich zwischen Politik und Wirtschaft ab. Taus war einer der ersten Quereinsteiger der heimischen Innenpolitik. Er sanierte erfolgreich die Libro-Kette, an KTM scheiterte er. Am Donnerstag wird er 85.

Wien. Er war Schwimmlehrer und Croupier und auch Wirtschaftsjournalist: mit diesen Jobs finanzierte sich der aus einfachen Verhältnissen stammende Werkstudent sein Jusstudium. Bekannt geworden ist Josef Taus später allerdings durch zwei Tätigkeitsbereiche: Der Banker (Taus war von 1968 bis 1975 Boss der Girozentrale) und Topmanager (in Turnauers Constantia Industrieholding) war einer der ersten Quereinsteiger der österreichischen Innenpolitik. Von 1975 bis 1979 war Taus ÖVP-Bundesparteiobmann, danach viele Jahre bis 1991 Abgeordneter und Wirtschaftsberater der ÖVP.

Politik und Wirtschaft – zwischen diesen Polen spielte sich das Leben des gebürtigen Wieners ab, der heute, Donnerstag, seinen 85. Geburtstag feiert. Vom Pensionisten-Dasein ist Taus, dessen TV-Duell – eines der ersten im ORF überhaupt – mit Bruno Kreisky legendär ist, – nach wie vor weit entfernt. In seiner MTB-Gruppe, einem Firmenkonglomerat, das Handelsdiskonter wie Libro und Pagro, den Werkzeugmaschinenbauer Krause & Mauser sowie die Print- und Verlagsgruppe Herold, Grasl, Ed. Hölzel unter sich vereint, ist er zwar nicht mehr tätig. Aber er hat – fast möchte man sagen – natürlich, ein Auge auf seine Firmen, auch als Aufsichtsrat. Die Politik, der er redlich diente, die ihn aber nie so wie die Wirtschaft fasziniert hat, beobachtet der vielfach ausgezeichnete Doyen des heimischen Wirtschaftslebens nur mehr aus Distanz. Und kommentiert sie äußerst selten.

Abschied von Turnauer

Unternehmerisches Denken lag Taus offenbar schon in jungen Jahren im Blut: Als er 1989 nicht gerade im gütlichen Einvernehmen mit seinen Vorstandskollegen Manfred Leeb und Herbert Liaunig aus der Turnauer-Gruppe ausschied, gründeten sie die Management Trust Holding – die nach wie vor als Dachgesellschaft fungiert. Taus, Leeb und Liaunig: Die drei Namen verkörperten in den Neunzigern das Unternehmertum. Die MTH sollte ein Privatkonzern werden, der angeschlagene Firmen kauft und saniert.

Bei der Papier- und Buchhandelskette Libro ist das Taus gelungen: 2002 kaufte er die Firma aus der Konkursmasse und stellte sie 2003 neu auf. Jetzt steht wieder ein „Umbau“ an, da der Online-Boom dem Unternehmen mit 240 Filialen zusetzt. Libro will sich auf die Bereiche Papeterie, Schul- und Schreibwaren sowie Verpackungsdesign und Karten konzentrieren.

Aber nicht alles gelang: Bei der Sanierung des oberösterreichischen Zweirad-Produzenten KTM ist Taus gescheitert. Das Unternehmen musste 1991 Konkurs anmelden. Viel später einmal hat Taus gemeint, er habe sich damals die Bilanzen nicht genau angesehen. Das dürfte ihm nicht oft passiert sein. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2018)

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