Die verunsicherten Backhausen-Mitarbeiter wurden heute bei einer Betriebsversammlung über ihre berufliche Zukunft aufgeklärt.
Heute um 8.00 Uhr sind die Beschäftigten der Textilfirma Backhausen bei einer Betriebsversammlung offiziell über die neuen Eigentümer und deren Strategie informiert worden. Laut Prokuristin Heidemarie Seidl ist die Belegschaft nach einem "Schockzustand" nun in "Aufbruchsstimmung" und "guter Dinge". Bis 6. Jänner steht die Produktion in Hoheneich im Waldviertel nun still, es handle sich aber um den rund um Weihnachten und Neujahr üblichen Betriebsurlaub.
Die von der ehemaligen Eigentümerfamilie Backhausen vorgesehene österreichisch-indische Investorengruppe schürte laut Seidl bei vielen Beschäftigten Ängste, dass es zu einer Abwanderung der Produktion kommt. Bevor sich der Deal überraschend wendete, waren der indische Seidenfabrikant Chamundi Silks und die österreichische Sanierungsgesellschaft Value Management Services (VMS) als Käufer im Gespräch. Die Produkte von Chamundi Silks hätten in das Backhausen-Programm integriert werden sollen.
Bis zu 40 müssen gehen
Ab Jänner sollen die Mitarbeiter nach und nach wieder aufgenommen werden. Für 10 bis 20 der 80 Beschäftigten in der Produktion wird das aber dennoch vorerst das Aus bedeuten. Da die neuen Eigentümer das Geschäft in der Schwarzenbergstraße im 1. Wiener Bezirk nicht weiter betreiben werden, fallen noch einmal 20 Arbeitsplätze weg.
"Wenn wir nicht aufgetreten wären, wären jetzt alle Arbeitsplätze verloren gegangen. Der Masseverwalter hätte den Betrieb geschlossen", räumte Geschäftsführer Jürgen Teubenbacher ein.
Acht Millionen Euro Umsatz
Die Investorengruppe rund um Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer und Hypo Niederösterreich will in den nächsten Monaten mehrere Millionen in die Hand nehmen, um den maroden Betrieb wieder auf Vordermann zu bringen. Da die Verkaufszentrale in Wien wegfällt und es zu weiteren Anpassungen kommen wird, rechnet Teubenbacher im ersten Jahr, also 2013, mit einem Umsatz von ach Millionen Euro. Ex-Firmenchef Reinhard Backhausen hatte für 2012 einen Umsatz in Höhe von zwölf Millionen Euro prognostiziert.
Bedenken, mit den neuen Eigentümern im Textilbereich unerfahrene Manager zu haben, hat man offenbar nicht. "Wir haben schon im Vorjahr mit Interfides zusammengearbeitet. Unser Team war damals begeistert", sagte Seidl. Die Interfides von Wirtschaftsprüfer Werner Festa und Jürgen Teubenbacher hält allerdings nur fünf Prozent an der neuen Backhausen-Firma BHN Sileo GmbH. Mehrheitseigentümer ist zu 51 Prozent die Firma Cudos rund um Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, Anwalt Leopold Specht und den Beratern Alon Shklarek und Andreas Frech. 44 Prozent hält die Hypo-Niederösterreich-Tochter Strategic Equity Beteiligungs-GmbH. Die Hypo war die größte Gläubigerin von Backhausen.
(APA)