Raiffeisen verkauft britische NÖM-Verlusttochter

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THEMENBILD: RAIFFEISEN BANK INTERNATIONALAPA/GEORG HOCHMUTH
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Raiffeisen Niederösterreich-Wien verkauft die NOM Dairy UK Ltd an die deutsche Müller Milch. 2009 hatte Raiffeisen 62 Millionen Euro in die Molkerei investiert.

Die Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien ist ihr Molkerei-Sorgenkind in Großbritannien los: Gestern haben Raiffeisen und die NÖM AG die NOM Dairy UK Ltd. mit Sitz in Telford verkauft. Neuer Eigentümer ist die Müller Dairy, die zum bayrischen Molkereikonzern Theo Müller gehört. Das teilte der Konzern am Mittwoch mit.

Raiffeisen hatte ihren britischen Molkerei-Ableger 2009 fertiggestellt. Damals wurden zumindest 62 Millionen Euro in die - nach Konzernangaben - modernste Molkerei Europas investiert. Es war sogar die größte Privatinvestition der vergangenen zehn Jahre in der Region in Mittelengland nahe Birmingham. Über die Jahre stellte sich dies für die Österreicher jedoch als glückloser Schritt heraus - die Tochter bilanzierte tiefrot. Zum Kaufpreis gab es zunächst keine Angaben.

In dem britischen NÖM-Unternehmen (Jahresumsatz 50 Millionen Euro) waren zuletzt 155 Mitarbeiter beschäftigt.

118 Millionen Euro für Markteintritt

Den Markteintritt in Großbritannien hatten sich die Österreicher insgesamt 100 Mio. Pfund (118 Mio. Euro) kosten lassen. Zu Beginn fielen Anlaufverluste von 51 Mio. Euro an, damals galt Großbritannien aber noch als Hoffnungsmarkt. Daraus wurde nichts, sodass das englische Joghurtwerk sogar bei Raiffeisen zur Chefsache erklärt worden sein soll. Einen Verkauf hat Raiffeisen-Holding-NÖ-Wien-General Klaus Buchleitner aber noch im Juli ausgeschlossen, stattdessen im "WirtschaftsBlatt" von einer "Sanierung aus eigener Kraft" gesprochen.

Nun kam alles anders: Der bayerische Molkereiriese Theo Müller, der momentan in Großbritannien auf Einkaufstour ist, hat sich die NOM Dairy UK Ltd. unter den Nagel gerissen. Den Kaufpreis wollten am Mittwoch weder Raiffeisen noch Müller nennen. "Wir sind seit 18 Monaten in Großbritannien auf Expansionskurs", erklärte ein Sprecher der Müller UK & Ireland Group der APA. Das NÖM-Werk eröffne den Bayern die Möglichkeit, Joghurtprodukte im Namen von Kunden (sogenannte Eigenmarken) herzustellen. Bisher produziert Müller auf der Insel nur unter der Marke Müller. "Wir sehen großes Potenzial im britischen Joghurt-Handelsmarkengeschäft", so Theo-Müller-Konzernchef Heiner Kamps in einer Aussendung.

Für Müller ist die NÖM-Akquisition vergleichsweise eine kleine. Allein in Großbritannien setzen die Deutschen etwa 1,5 Mrd. Pfund im Jahr um, die gesamte Gruppe macht einen Umsatz von 4,7 Mrd. Euro. Der britische NÖM-Ableger setzte zuletzt mit 155 Mitarbeitern rund 50 Mio. Euro um.

(APA)

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