Der schwierige Start der kapitalgedeckten Pensionssysteme

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Das Vertrauen in die Pensionssysteme hat gelitten. Im internationalen Vergleich hat Österreich Nachholbedarf, was kapitalgedeckte Pensionssysteme betrifft. Die meisten Systeme hielten nicht, was man sich versprochen hatte.

Wien. Im internationalen Vergleich hat Österreich Nachholbedarf, was kapitalgedeckte Pensionssysteme betrifft. Während in den Niederlanden etwa die Hälfte der Pensionszahlungen aus dem System der privaten oder betrieblichen Vorsorge kommt, stammen in Österreich fast neunzig Prozent vom Staat.

Die Einführung neuer Formen der Altersvorsorge– seit 23 Jahren gibt es die Pensionskassen, seit elf Jahren die Abfertigung neu und die Zukunftsvorsorge– fiel in eine Phase, in der es an den Finanzmärkten turbulent zuging. Die meisten Systeme hielten nicht, was man sich versprochen hatte.

Die Pensionskassen, mit denen Betriebe auf freiwilliger Basis Verträge abschließen und für ihre Mitarbeiter einzahlen, damit diese später eine Zusatzpension erhalten, schafften mit 5,63Prozent im langjährigen Durchschnitt eine geringere Jahresperformance, als man in den Neunzigerjahren erwartet hatte. Viele der damals abgeschlossenen Verträge sind nun so konstruiert, dass es häufig zu Pensionskürzungen kommen muss, damit das Vermögen ausreicht.

Die Erträge der Abfertigung neu dürften nicht annähernd ausreichen, damit sich nach 40 Jahren ein Jahresgehalt ausgeht, wie ursprünglich geplant war. In diesem System sind alle Beschäftigen erfasst, die seit 2003 ein neues Arbeitsverhältnis angefangen haben, auch Selbstständige sind dabei. Der Arbeitgeber zahlt 1,53 Prozent der Bruttobezüge in eine Vorsorgekasse ein. Die Performance vieler Zukunftsvorsorgeverträge litt unter der Finanzkrise, während der viele Fonds „ausgestoppt“ wurden, also die Aktienquote heruntergefahren wurde, um die Kapitalgarantie erfüllen zu können. An der Erholung nach der Finanzkrise partizipierten sie kaum.

Der Fehlstart der kapitalgedeckten Systeme ruft Skeptiker auf den Plan, die meinen, es sollte sich ohnehin der Staat um die Pensionen kümmern. Das Problem: Der Staat betrachtet es zwar als seine Aufgabe, jedem ein Existenzminimum zu garantieren. Je besser man jedoch verdient, desto größer ist die Differenz zwischen Erwerbseinkommen und Pension. Diese Lücke dürfte die staatliche Pension kaum schließen. (b.l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2014)

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