Die negativen Nachrichten bei der Hypo reißen nicht ab. Im ersten Halbjahr 2014 machte die Bank wegen Sonderbelastungen einen Verlust von 1,67 Mrd. Euro. Die Kernkapitalquote fiel unter das gesetzliche Minimum.
Wien. Einen so hohen Verlust hat keiner erwartet: Die staatliche Krisenbank Hypo Alpe Adria gab am Mittwoch bekannt, dass sie im ersten Halbjahr 2014 einen Konzernverlust nach Steuern von 1,67 Milliarden Euro angehäuft hat. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag das Minus bei 1,87 Milliarden Euro. Damit setzte die Bank in den vergangenen 18 Monaten über 3,5 Milliarden Euro in den Sand.
Im April 2014 erklärte Hypo-Chef Alexander Picker bei der Präsentation des Vorjahresergebnisses, dass 2013 „mehr Leichen im Keller waren, als wir gedacht haben“. Doch in den vergangenen Monaten sind weitere Rückstellungen hinzugekommen.
Die Lage ist mittlerweile so schlimm, dass die Bank im ersten Halbjahr 2014 mit einer Kernkapitalquote von 4,1Prozent im Konzern unter das gesetzliche Minimum fiel. Vorgeschrieben sind 5,5 Prozent. Die Unterdeckung liegt bei 276 Millionen Euro.
Trotzdem braucht die Hypo vorerst keinen weiteren Zuschuss vom Steuerzahler. Dies hängt mit dem im Juli vom Parlament beschlossenen Sondergesetz zusammen. Demnach verlieren die Inhaber von nachrangigen Hypo-Anleihen mit einer Garantie des Landes Kärnten 890 Millionen Euro. Laut Gesetz bekommt auch die Bayerische Landesbank von früheren Krediten an die Hypo 800 Millionen Euro nicht mehr zurück.
Doch die Betroffenen wehren sich. Sowohl die Bayerische Landesbank als auch die Inhaber der Hypo-Anleihen ergreifen rechtliche Schritte. Nach der Oberbank und der Wiener Städtischen Versicherung kündigte am Mittwoch auch der Chef der Uniqa-Versicherung, Andreas Brandstetter, an: „Wir werden klagen. Denn das ist eine kalte Enteignung von Kundengeldern.“ Juristen stufen das Hypo-Gesetz als verfassungswidrig ein. Verliert Österreich den Rechtsstreit, hat der künftige Finanzminister ein Milliardenproblem.
Rückstellungen für Osteuropa
Schuld am Riesenverlust im ersten Halbjahr 2014 waren Sonderbelastungen von 1,44 Milliarden Euro. Diese mussten zur Vorbereitung der Herauslösung der Italien-Tochter sowie des Bankennetzwerkes in Südosteuropa gebildet werden.
Am Freitag wird eine Hauptversammlung abgehalten. Künftig soll die Hypo aus drei organisatorisch unabhängig voneinander agierenden Bereiche bestehen: einer Abbaugesellschaft, einer Italien-Einheit und dem Südosteuropa-Netzwerk. Bis Jahresende will der Hypo-Vorstand einen Käufer für das Südosteuropa-Netzwerk finden. Damit diese Einheit überhaupt verkauft werden kann, wurden Problemkredite aus Südosteuropa in die Abbaugesellschaft transferiert. Mittlerweile konnte die Südosteuropa-Tochter weitgehend von Altlasten befreit werden, sie machte im ersten Halbjahr 2014 einen vergleichsweise kleinen Verlust von 4,3 Millionen Euro.
Die Bilanzsumme der Hypo liegt aktuell bei 25,2 Milliarden Euro. Davon sollen 17 Milliarden Euro in die Abbaugesellschaft kommen. Das Ergebnis dieser Einheit wird auch im zweiten Halbjahr 2014 „deutlich negativ sein, da die Erträge aus dem Portfolio die Zins- und Abbaukosten nicht decken können“, teilte die Hypo am Mittwoch mit. Bislang steckte der Steuerzahler schon 4,35 Milliarden Euro in die Bank.
Die Abwicklung könnte laut internen Berechnungen noch einmal bis zu vier Milliarden Euro kosten. Im ersten Halbjahr 2014 wurden die Landes- und Bundeshaftungen von 13,4 Milliarden Euro auf 12,5 Milliarden Euro reduziert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2014)