Firstload.at: „Saug's dir einfach runter!“

Eine Passantin nähert sich dem Plakat. Noch ist nichts geschehen!
Eine Passantin nähert sich dem Plakat. Noch ist nichts geschehen!(c) Die Presse (Teresa Zötl)
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Firstload.at verspricht leichten Zugang zu über 500.000 Filmen, Erotika und Musikalben im Internet. Konsumentenschützer und Filmindustrie raten jedoch zur Vorsicht: Es gebe rechtliche Grauzonen.

Wien. Seit einigen Tagen wird Wien von einer Werbeoffensive heimgesucht. Von jeder zweiten Ecke lächeln leicht bekleidete Mädchen oder gestandene Rockstars auf die Passanten herunter und werben für den Internet-Dienst Firstload.at. „Saug's dir einfach runter!“, lautet die unmissverständliche Botschaft, die den Kunden schnell klar machen soll, was sie erwartet: Mehr als 500.000 Downloads, von Musik über Filme bis hin zu Erotik-Inhalten, sollen über das neue Angebot der Firma Verimount zu haben sein.

Das alles für 7,90 Euro im Monat. Doch so verlockend das auf den ersten Blick scheint, für den Kunden könnte Firstload.at in mancher Hinsicht problematisch sein.

Dunkle Vergangenheit

Zunächst ist die Firma Verimount, mit Firmensitz im sonnigen Dubai, sowohl Konsumentenschützern als auch der Wiener Staatsanwaltschaft gut bekannt. Die Betreiber mussten wegen früherer Internetgeschäfte bereits etliche Rechtsstreitigkeiten ausfechten. Viele der damaligen Kunden fühlten sich betrogen. Ein von der Staatsanwaltschaft Wien angestrebtes Verfahren wegen Betrugsverdachts endete mit einem Vergleich.

Der Trick ist bei Internet-Abzockern meist derselbe, erklärt Ulrike Wolf, Rechtsexpertin des Vereins für Konsumenteninformation (VKI), gegenüber der „Presse“. Die Firmen locken stets mit interessanten Angeboten, etwa dem Versenden von Gratis-SMS oder dem Download von Filmen und Musik. Die Kostenpflicht werde jedoch geschickt in den unteren Bereichen der Internet-Seite versteckt. Tatsächlich gratis sind lediglich die ersten Wochen. Kündigt man nicht rechtzeitig während der Testphase den Vertrag, hat man ein teures Jahresabo am Hals, und die ersten Mahnungen flattern ins Haus. So ist es auch bei früheren Projekten der Firma Verimount geschehen.

Selbst Opfer von Betrügern?

Der Betreiber verteidigt seine früheren Geschäfte gegenüber der „Presse“. Er sieht sich selbst als Opfer von Internet-Betrügern. Diese hätten sich vielfach über gestohlene Daten Dritter illegal Zugang zu den Testabos verschafft und den Dienst nicht rechtzeitig abgemeldet. Die Betroffenen, die ohne ihr Wissen zu Kunden wurden, erfuhren erst beim Blick auf ihr Konto, dass die Firma Verimount existiert. Manche bezahlten dennoch. Mittlerweile habe man aus den Fehlern gelernt. Man habe sich gegen den Missbrauch von fremden Daten gewappnet. Ob Firstload.at dazu geeignet ist, Kunden hinters Licht zu führen, werde sich erst weisen, sagt Gerhard Jarosch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, zur „Presse“. Auch VKI-Expertin Wolf will nicht vorschnell urteilen. „Empfehlen würde ich die Seite aber sicher nicht“, betont die Konsumentenschützerin.

Am Rande der Illegalität

Die Vergangenheit der Betreiber ist aber nicht das einzige Problem bei dem Internet-Dienst. „Firstload.at ist ein Trittbrettfahrer der Content-Industrie, die gezielt den Download von urheberrechtlich geschütztem Inhalt erleichtert“, klagt Andreas Manak, Rechtsanwalt des Vereins Anti Piraterie (VAP). Denn jeder Firstload-Kunde erhält über eine Software Zugang zum so genannten Usenet, einer Art „Schwarzem Brett“ im Internet, auf dem Daten zwischen den Benutzern hin- und hergeschoben werden können. Dass hier nicht nur Hausübungen und Urlaubsfotos, sondern auch Raubkopien geteilt werden, ist ein offenes Geheimnis.

Firstload.at weist jede Verantwortung von sich. Man trete lediglich als Vermittler des Zugangs zum Usenet auf. In den AGB werde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Rechte Dritter geschützt werden müssten, so die Firma. Der VAP kritisiert hingegen, dass Kunden bewusst über die Werbung in die Illegalität gelockt würden, und bereitet eine Klage gegen die Betreiber des Portals vor. Firstload.at könnte als reiner „Access-Provider“ rechtlich tatsächlich auf der sicheren Seite sein. Vorsicht ist aber für die Nutzer geboten. Gerichtlich strafbar ist in Österreich zwar nur das aktive Anbieten von geschützten Inhalten. Reinen Downloadern droht im schlimmsten Fall eine Unterlassungsklage der Rechteinhaber.

auf einen blick

Firstload.at lockt Kunden mit einfachem Zugang zu Filmen und Musik im Internet. Doch einige im „Usenet“ angebotene Inhalte sind urheberrechtlich geschützt.
Der Verein Anti Pirateriebeschuldigt das Portal, bewusst „illegale Downloads“ zu fördern, und kündigt eine Klage gegen die Betreiber an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2008)

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