Benko: „Ich bin absoluter Nutznießer der Krise“

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Immobilien-Investor René Benko (31) über die guten Seiten der Bankenkrise und seine Gabe zu begeistern.

Die Presse: Ist Ihnen oft langweilig?

René Benko: Nein, warum?

Weil Sie in einem Prospekt werben: „Noch nie war es so langweilig, reich zu werden.“

Benko: Das ist der Slogan für den ersten geschlossenen Immobilienfonds der Signa. Es ging um eine Immobilie in Linzer Bestlage, die auf die nächsten 15 Jahre an das Land Oberösterreich vermietet ist. Man braucht also nur einmal im Monat aufs Konto schauen, ob die Miete eingegangen ist. Mir selber wird aber nicht fad.

Und die Zeiten sind ja für einen Immobilien-Investor nicht ganz unspektakulär. Börsencrash, Bankenkrise in den USA, Rezessionsgefahr. Macht Ihnen das Kopfzerbrechen?

Benko: Für manche Investoren ist es schwieriger geworden, eine attraktive Finanzierung zu finden. Doch ich bin der absolute Nutznießer der Bankenkrise, weil wir eine starke Eigenkapitalbasis und einen Namen als erfolgreicher Projektentwickler haben. Dadurch haben wir kein Problem, Geld zu bekommen.


Als Unternehmer kann Ihnen eine schwächelnde Konjunktur doch nicht einerlei sein...

Benko: Ich bin schon besorgt über die gesamtwirtschaftliche Situation. Als Unternehmer, der Verantwortung hat, will man in einem wirtschaftlich stabilen Gesamtumfeld leben. Dennoch kann ich bis dato sagen, dass das, was im Immobilien- und Finanzmarkt passiert ist, uns als Unternehmer Vorteile gebracht hat, weil die Konkurrenz weniger geworden ist.

Aber Sie brauchen ja auch jemanden, der ihnen die Immobilien wieder abkauft bzw. sich einmietet...

Benko: So ist es. Aber herausragende Immobilien in bester Lage werden immer gefragt sein. Sie werden immer einen Käufer finden, denn Geld ist nach wie vor vorhanden.

Wie kommt ein junger Mensch mit gerade einmal 31 Jahren zu so viel Geld?

Benko: Ich komme nicht aus einer Baumeisterfamilie. Ich stamme aus normalen bürgerlichen Verhältnissen. Mit 17 hatte ich während der Schulzeit Gelegenheit, in das Unternehmen eines befreundeten Baumeisters hineinzuschnuppern. Der hat Rohdachböden gekauft und ausgebaut. Das hat mich begeistert: Man muss den Rohdachboden finden, ihn geschickt ankaufen, eine Planung herbeiführen, eine Vorverwertung, man muss es finanzieren und bauen, vermarkten– all diese Dinge konnte ich im Kleinen lernen. Die Projekte sind immer größer geworden. Mittlerweile bin ich mit einem Entwicklungsvolumen von 1,5 Mrd. Euro der größte Immobilien-Entwickler Österreichs.

Das hört sich zu einfach an, als dass man es glauben könnte...

Benko: Einfach war es nicht. Man muss wahnsinnig viel Zeit investieren, das Gespür und Geschick eines geborenen Unternehmers haben, über Jahre ein Netzwerk aufbauen. Um aus diesem Talent Erfolg zu machen, ist viel Einsatz und Konsequenz nötig. Das ist der Grund, warum aus dem einen Sportler nie ein Olympiasieger wird und der andere das in Serie produziert. Die meisten sehen nur, was herauskommt. Aber welche Konsequenz und Hartnäckigkeit ich für die Sanierung des Kaufhauses Tyrol benötigt habe, sehen wenige. Das ist kein Zufallsprodukt.

Sondern?

Benko: Ich hatte die Vision, dort etwas Großes zu machen, gleich fünf bis sechs Immobilien zu kaufen. Der Zugang der lokalen Banken war meist, eine Immobilie zu kaufen und vielleicht noch die Nachbarimmobilie. So gewinnt man kein Formel-1-Rennen.

Sie waren 24, als Sie dem Stroh-Tankstellen-Erben Karl Kovarik begegneten. Wie haben Sie ihn dazu gebracht, dass er Ihnen sein ganzes Vermögen zu Füßen gelegt hat?

Benko: Es war ja nur ein Teil des Vermögens. Mein nunmehriger Partner war sehr angetan, weil ich schon in jungen Jahren aus normalem Elternhaus kommend Projekte im Volumen von über 100 Millionen Schilling im Bau hatte. Da hat er gesagt: Wenn der junge Mann, der nicht einmal Wiener ist, es geschafft hat, in Ostösterreich Projekte im Bau zu haben, muss er was drauf haben. Seine Einschätzung, ohne unbescheiden wirken zu wollen, war die richtige. Ich habe innerhalb von wenigen Jahren eines der größten Immobilienunternehmen in Österreich aus dem Boden gestampft.

Damals waren Sie also schon im Geschäft. Aber mit 23 geht man ja nicht einfach zur Bank und sagt: „Ich brauche einen Kredit.“

Benko: Doch. Die Unverfrorenheit muss man haben. Ich habe dann die Sanierung eines Gesundheitshotels, des Lanser Hofes in der Nähe von Innsbruck, vollzogen. So habe ich die sprichwörtliche „erste Million“ verdient. Naja, es war ein bisschen mehr...

Wann waren Sie Millionär?

Benko: Mit 20. Aber es waren damals nur Schilling...


Sie waren gerade dem Teenageralter entsprungen, jonglierten mit Millionen – wenn auch in Schilling. Ihre Eltern hielten dem nervlich Stand?

Benko: Es liegt in der Natur von Eltern, dass sie sich Sorgen machen um ihre Kinder. Da ich damals mehr auf Baustellen unterwegs war als in der Schule, wurde ich nicht zur Matura zugelassen. Das hatte die erste Familienkrise zur Folge. Doch mittlerweile sind meine Eltern stolz auf mich.

Es heißt, Sie seien ein guter Netzwerker. Wie gelangt man mit 25 in den erlauchten Kreis der Mächtigen?

Benko: Wenn man Erfolg hat, wird man interessant. Und wenn man den Eindruck vermittelt, dass man ein Mensch mit Handschlagqualität geblieben ist, bildet man Vertrauen und erweitert den Freundeskreis. Den muss man pflegen, das ist zeitintensiv. Plötzlich ist eine Sieben-Tage-Woche kurz. Leute in meinem Alter sagen, bevor ich mit einem 60-Jährigen Abendessen gehe, schaue ich lieber, was in der Disco los ist, dass ich wieder ein paar Mädels kennen lerne.


Sie gehen nicht in die Disco?

Benko: In wenigen Ausnahmefällen, ein, zwei Mal im Jahr. Da muss ich schon fast überredet werden.

Dann sitzen Sie also mit 60-Jährigen beim Abendessen. Und dann?

Benko: Ich habe die Gabe, erfolgreiche Persönlichkeiten zu begeistern, die mich beratend begleiten und strategischen Input geben. Dazu zählt der ehemalige Generaldirektor der Bank Austria, Karl Samstag, der bei mir im Beirat und Aufsichtsrat sitzt. So kann man, wenn man kritikfähig ist, vermeiden, Lehrgeld zu zahlen.

Sie haben angekündigt, bis Jahresende eine halbe Milliarde Euro investieren zu wollen. Wo sehen Sie spannende Immobiliengeschäfte?

Benko: Wir gehen sicher nach London, wir schauen das erste Mal heuer nach Amerika. Ich muss das Geld aber nicht um jeden Preis investieren. Im Gegensatz zu börsenotierten Firmen ist es bei mir ja nicht so, dass ich jedes Jahr eine Milliarde Euro Eigenkapital von Anlegern einsammle, ohne zu wissen, was ich mit dem vielen Geld tun soll. Aber wenn sich neue attraktive Gelegenheiten bieten, werden wir heuer noch zuschlagen. Wenn nicht, bin ich auch zufrieden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2008)

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