Rückstellung für 1250 Jobstreichungen produziert Verlust, vergrößert aber die Bewegungs-Freiheit. Die Bilanz der Telekom Austria ist ungleichgewichtig wie seit Jahren.
WIEN (p.m.). Kein Skandal ohne Vorteile: Die „Mobbing“-Fehlleistung von Festnetzvorstand Gernot Schieszler könnte das Klima bei der Telekom Austria so entscheidend verbessern, dass der notwendige Abbau von bis zu 1250 Beamten doch in Gang kommt. Die Personalvertretung applaudierte am Mittwoch zur „ersten Maßnahme“, Schieszler die Verantwortung für Personalagenden zu entziehen.
Die Bilanz des Vorjahres ist durch das Personal indirekt in den roten Bereich abgerutscht. Vorsichtig haben Konzernchef Boris Nemsic, Finanzvorstand Hans Tschuden und der neue Festnetzchef Hannes Ametsreiter den gesamten Rückstellungsbedarf für die „Ruhigstellung auf Lebenszeit“ von 1250 beamteten Mitarbeitern ins Ergebnis des vierten Quartals „verpackt“. Diese 632,1 Mio. Euro bescherten schlechte Zahlen: Der Nettoverlust explodierte im Quartal auf 437,7 Mio. Euro. Damit schrieb der Konzern auch im Gesamtjahr ein negatives Ergebnis.
Im Gegenzug habe sich die Personalfrage „entspannt“, betonte Nemsic am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz. 300 beamtete Mitarbeiter hätten das Angebot, sozial abgesichert auszuscheiden, angenommen. Bis Jahresende würden nur hundert weitere Zusagen benötigt. Nemsic verwies darauf, dass sich von den dann 850 „überschüssigen“ Mitarbeitern einige für die gegenwärtig 742 offenen Stellen bewerben könnten. Ihr Verbleib am früheren Arbeitsplatz sei aber nicht möglich. „Jobs, die entfallen, entfallen wirklich.“
Mobilfunk: Fast Rekord
Die Bilanz der Telekom Austria ist ungleichgewichtig wie seit Jahren: Der „exzellenten“ Entwicklung im Mobilfunk mit herausragenden Ergebnissen der Mobilkom Austria und der weißrussischen Tochter Velcom stehe ein zähes Ringen im Festnetz gegenüber, sagte Nemsic. Immerhin sei der Rückgang der Anschlüsse im Vorjahr „mehr als halbiert“ worden, im November und Dezember habe es sogar einen Zuwachs gegeben.
Ametsreiter setzt weiter auf Aktionen wie Kombipakete (wie Festnetz, Internet und Handy) und für heuer auf Sonderangebote an Geschäftskunden. Zu seinen wichtigsten Zielen gehört es, die „Gängelung durch den Regulator“ loszuwerden: „Die hundertprozentige Regulierung von 25 Prozent der Sprachminuten muss ein Ende haben“. Nur noch ein Viertel der Telefongespräche läuft im Festnetz.
Der „Rest“ wird per Handy geplaudert. Nemsic, aus diesem Bereich zum Konzernchef aufgerückt und jetzt wieder auch für den Mobilfunk verantwortlich, sprach von einem „Traumjahr“, das nur durch die Regulierung getrübt worden sei: Die EU-Kommission habe zwar die Senkung der Gebühren für grenzüberschreitende Gespräche diktiert, doch „die erhoffte Steigerung des Roaming-Verkehrs ist nicht eingetreten“, sagte Nemsic. Wenn dadurch nicht 45 Mio. Euro weniger erlöst worden wären, wäre 2008 das „beste Mobilkom-Jahr aller Zeiten“ gewesen.
Das operative Ergebnis der Mobilkom Austria legte bei fast unverändertem Umsatz um 3,4 Prozent zu. Wichtiger ist Nemsic aber, dass der Marktanteil von 40,3 auf 42,5 Prozent mit 4,5 Millionen Kunden gesteigert wurde. Noch höher war der Zuwachs bei der Neotochter Velcom in Weißrussland, während die bulgarische Mobiltel sowie Vipnet in Kroatien und Si.mobil in Slowenien stabil zulegten. Bei den Marktneulingen, Vip mobile in Serbien und Vip operator in Mazedonien, reduzierte sich der operative Verlust „erfreulich schnell“, betonte Nemsic. Die Mobilkom-Gruppe hatte zum Jahreswechsel 17,8 Millionen Kunden, um 15,2 Prozent mehr als Ende 2007.
„Kein Wachstum, aber stabil“
Von Krise wollte Nemsic zwar nichts wissen, doch steht sie beim Ausblick für heuer im Hintergrund: Sowohl der Umsatz als auch das – ohne Restrukturierungsrücklage gerechnete – operative Ergebnis sollen gleich bleiben. Nemsic auf die Frage nach diesem Nullwachstum: „Stimmt, kein Wachstum – aber stabil.“ Sicher werde die Dividende nicht unter jener für 2008 liegen. Die hat der Vorstand mit 75 Cent je Aktie geplant. Die Aktie der TA schwankte am Mittwoch zwischen 9,50 und 9,90 Euro.
Schieszler zum Personalabbau
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2009)