"Visionslos": Türkei-Tochter der Post will Anteile zurückkaufen

Die Post besitzt derzeit 25 Prozent an Aras Kargo.
Die Post besitzt derzeit 25 Prozent an Aras Kargo.REUTERS
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Der Paketdienst Aras Kargo übt harsche Kritik an der Post und will die Kooperation aufkündigen. Die Post will an der geplanten Aufstockung festhalten.

Die österreichische Post hat große Probleme bei der Aufstockung ihrer Anteile an der Türkei-Tochter Aras Kargo. Die Post hält seit 2013 25 Prozent am türkischen Paketdienstleister und hat eine Option, weitere 50 Prozent von der Familie Aras zu übernehmen. Die Option wurde fristgerecht vor dem 30. Juni gezogen, Firmenchefin Evrim Aras will nun aber nicht mehr verkaufen.

Stattdessen bot Aras am Sonntagabend in einer mit einer sehr kritischen und vorwurfsvollen Aussendung an, die Minderheitsbeteiligung der Post wieder zurückzukaufen. Davon will die Post aber nichts wissen: "Wir haben eine Kaufoption, an der halten wir fest. Wir wollen die weiteren 50 Prozent" sagte Post-Sprecher Michael Homola. Das gelte auch jetzt, wo "Teile der Familie Aras den Optionsvertrag anders sehen als er unterschrieben wurde".

Evrim Aras wirft in ihrer Aussendung der Post vor, weniger investiert zu haben als vertraglich vereinbart war. Es fehlten der Post die Visionen und das Engagement, um Aras Kargo zu einem weltweit tätigen Unternehmen auszubauen. "Die Vorwürfe sind jenseits von Gut und Böse", so Homola dazu. Unter anderem sei man dabei, in Istanbul das größte Logistikzentrum zu bauen, das Aras Kargo je hatte. "Wir halten uns an die Verträge", betonte der Post-Sprecher.

Post habe Investitionen verhindert

Zudem beschuldigte Aras die Post, nötige Investitionen verhindert zu haben. Aus ihrer Sicht "verfügt die gegenwärtige Leitung der Österreichischen Post nicht über die kulturelle Vielseitigkeit, technologische Innovationskraft, Vision und Leidenschaft, um ein großes Unternehmen wie Aras Kargo führen zu können". Es fehlten dem Post-Management auch "die globale Perspektive und Vision, um mit der Struktur und Arbeitsweise in der Türkei mithalten zu können". Eine Mehrheitsübernahme der Post wäre daher ein "Schritt, der das Potenzial des Unternehmens beeinträchtige und große Risiken für die Anleger mit sich bringe".

Unklar blieb zunächst, ob es in dem Streit um einen höheren Kaufpreis geht oder ob Evrim Aras eine gänzlich neue strategische Ausrichtung des Unternehmens wünscht. Sollte es zu keiner Einigung kommen, droht ein jahrelanger Rechtsstreit, erst vor einem Schweizer Schiedsgericht, dann bei der Umsetzung des Urteils vor türkischen Gerichten.

Die Post hat 2013 25 Prozent an Aras Kargo übernommen, 5 Prozent von einem Investor und 20 Prozent von der Familie. Nach Eigenangaben hat Aras Kargo derzeit 12.000 Mitarbeiter.

(APA)

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