Innovationen: Soziale Firmen haben es schwer

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In einem Ranking landet Österreich auf Platz 38 von 44. Am besten sind die Voraussetzungen in den USA, Kanada und England.

Wien. Soziale Entrepreneure haben es in Österreich nicht leicht: In einem soeben veröffentlichten Ranking der Reuters Foundation landete Österreich auf Platz 38 von 44. Am besten sind die Voraussetzungen demnach in den USA, Kanada und England. Probleme treten für heimische Social Business vor allem bei der Finanzierung auf, viele Unternehmer können davon nicht leben.

Die Studie „Best Place to be a Social Entrepreneur 2016“ zeigt, „dass unter den Top-Ten-Ländern nur ein europäisches Land, nämlich Frankreich, liegt, hier gibt es noch viel Potenzial“, kommentierte das Social Entrepreneurship Forum (SEF) in Wien am Dienstag das Ranking der Reuters Foundation. Besonders beim Anzapfen von Finanzierungsquellen hätten es Social Entrepreneurs schwerer als normale Start-ups.

Anschubfinanzierung sei für Social Business oft nicht in dem Ausmaß vorhanden, wie sie beispielsweise für Tech-Start-ups angeboten wird. „Oft wird hier von einer Investitionslücke gesprochen“, so Franziska Graf vom SEF. Zudem sei die Zielgruppe von Social Business oft nicht zahlungsbereit beziehungsweise -fähig, „weshalb die Geldströme aus anderer Quelle akquiriert werden müssen“.
Dies erfordere einen höheren Innovationsgrad, Geschicklichkeit und Durchhaltevermögen. Deshalb sei es laut Graf für Social Business besonders essenziell, sich ein breites Netzwerk an Förderpartnern aufzubauen.

Staat stellt Geld bereit

Auch Rüdiger Wetzl, Gründer des Grazer Recyclingunternehmens Compuritas, kann ein Lied davon singen: „Allein das Erwähnen des Wortes sozial macht Investoren taub, stumm und blind“, kritisierte er. Klassische Investoren hätten ganz andere Interessen.
„Investoren wollen schnell Gewinne machen und nach ein paar Jahren wieder aussteigen“, so Wetzl. Das sei speziell für sozial agierende Unternehmen problematisch. Crowdinvesting funktioniere da schon etwas besser.

Zwar gebe es auch Geldgeber, die speziell soziale Unternehmen fördern, sogenannte Impact Investors. Diese Gruppe stellt in Österreich jedoch noch ein zartes Pflänzchen dar: Die Gruppe sei laut Wetzl noch sehr klein, „da tut sich aber einiges“.

Impact Investors sind Financiers, die versuchen, soziale Start-ups weiterzubringen, „sie schauen aber trotzdem sehr auf den Gewinn“. Die Erfahrungen mit ihnen sind laut Wetzl von der Grazer Firma Compuritas trotz allem ernüchternd. Es könnten viel mehr neue, innovative Ideen realisiert werden, wenn es mehr Finanzierungsmöglichkeiten gäbe oder wenn dafür mehr vom Staat bereitgestellte Mittel zur Verfügung stünden.
Lobenswert ist für Wetzl das Paket des Bundes zur Förderung von sozialen Start-ups. Damit soll Social Business mit drei Millionen Euro unter die Arme gegriffen werden. „Damit haben wir nicht mehr gerechnet“, so Wetzl, das sei ein großer Schritt.

Aber: Man könnte auch 50 Millionen Euro in so einen Topf werfen und sinnvoller verwenden als anderswo. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2016)

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