Heimischer Konjunkturindikator auf 3-Jahres-Hoch

Die heimische Konjunktur will zum Jahresende noch höher hinaus.
Die heimische Konjunktur will zum Jahresende noch höher hinaus.(c) APA/EXPA/Sandro Zangrando
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Der Bank Austria Konjunkturindikator legte im Oktober auf 1,8 Punkte zu. Eine BIP-Steigerung von 1,5 Prozent ist 2016 dank eines soliden Schlussquartals erreichbar.

Gegen Ende des heurigen Jahres gewinnt die heimische Konjunktur an Schwung. „Nach einem uneinheitlichen, sehr moderaten Aufwärtstrend in den vergangenen Monaten hat der Bank Austria Konjunkturindikator im Oktober spürbar zugelegt", so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.  "Mit einem Plus auf 1,8 Punkten ist der Indikator sogar auf den höchsten Wert seit rund drei Jahren geklettert.“

Bank Austria/Beigestellt

Die klare Aufwärtsbewegung des Bank Austria Konjunkturindikators ist auf eine Aufhellung der
Konjunkturstimmung in Österreich auf breiter Basis zurückzuführen. „Erstmals seit fast drei Jahren haben
sich alle Teilkomponenten des Bank Austria Konjunkturindikators gegenüber demVormonat verbessert.
Die Konsumenten sind zuversichtlicher geworden, Industrie, Bau und Dienstleistungssektor spüren mehr
Rückenwind. Wir erwarten für das Schlussquartal 2016 deshalb eine Fortsetzung der Konjunkturerholung
in Österreich“, zeigt sich Bruckbauer zuversichtlich.

Außenhandel ohne zusätzliche Dynamik

Die positiven Auswirkungen der Steuerreformauf den privaten Konsum, unterstützt durch die trotz leichter Aufwärtsbewegung weiterhin niedrige Inflation, sowie der anhaltende Aufschwung der Anlageinvestitionen sorgen weiter für Auftrieb.

Dagegen kann der Außenhandel auch zum Jahresende
nicht zumWachstum beitragen, da dem leicht verbesserten Exportnachfrageumfeld auch ein zunehmender Importbedarf gegenübersteht. „Die Inlandsnachfrage gibt der Konjunktur in Österreich auch zum Jahresende 2016 den Rückhalt für ein solides Wachstumstempo, das mit 1,7 Prozent im Jahresvergleich sogar das stärkste des laufenden Jahres sein könnte. Wir gehen daher weiterhin von einem Anstieg des BIP im Gesamtjahr 2016 von 1,5 Prozent aus“, meint Bank Austria Ökonom Walter
Pudschedl. Das Wirtschaftswachstum wird 2016 damit klar höher als der Anstieg von 1 Prozent im Vorjahr ausfallen.

Wachstumsrisiken erhöhen sich 2017

Die österreichische Wirtschaft wird laut Bank Austria-Experten 2017 auf einem soliden Erholungskurs bleiben, doch die Wachstumsrisiken haben sich nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria erhöht. Der
Rückenwind durch niedrige Rohstoffpreise, die Euro-Abwertung und eine sehr entgegenkommende
Geldpolitik verliert im kommenden Jahr an Kraft. Die Verunsicherung durch die Brexit-Entscheidung der
Briten, den Präsidentenwechsel in den USA und auch die Bundestagswahlen in Deutschland könnten sich
niederschlagen.

Inlandsnachfrage sucht Partner

Die Investitionstätigkeit in Österreich wird 2017 etwas an Schwung verlieren. Während die Aussichten für Bauinvestitionen zumindest stabil günstig sind, ist dies dem geringeren Auftrieb der Anlageinvestitionen geschuldet.

Der private Konsum bleibt unterstützt durch die starke
Beschäftigungszunahme eine wichtige Triebkraft desWirtschaftswachstums, allerdings ist für 2017 eine
verhaltenere Dynamik als im laufenden Jahr in Sicht. Die positiven Effekte der Steuerreform wirken zwar noch nach, werden aber nachlassen. Zudem wird die höhere Inflation die Kaufkraft belasten, zumal die
bisher ausgehandelten Lohnabschlüsse keinen vollständigen realen Ausgleich bringen dürften.
Die Inlandsnachfrage wird 2017 der einzige Wachstumsträger der österreichischenWirtschaft bleiben, denn der externe Sektor dürfte weiterhin keinen Beitrag leisten können.

Die Aussichten für den Export sind angesichts zunehmender protektionistischerMaßnahmen im Welthandel, steigender Verunsicherungen und unveränderter geopolitischer Belastungen verhalten, wenn auch die Emerging Markets eine positive Nachfrageüberraschung liefern könnten. Dem steht angesichts des anhaltenden Aufwinds der Investitionen und des Konsums jedenfalls ein weiter steigender Importbedarf der österreichischenWirtschaft gegenüber.

„Aufgrund der nachlassenden Stärke der Inlandsnachfrage und der anhaltend ruhigen Exporte erwarten wir für 2017 ein schwächeres Wirtschaftswachstum als im Jahr
2016. Angesichts der sich derzeit verbessernden Konjunkturstimmung und des sich gegenüber den
zunehmenden Verunsicherungen erstaunlich robust zeigenden Wachstumskurses ist 2017 gleichwohl mit
einem Wachstumüber einem Prozent zu rechnen“, so Pudschedl.

Geldpolitik im Fokus

Da die Kerninflationsrate in Österreich, wie insgesamt in der Eurozone, weitgehend stabil bleibt, wird die
EZB die steigende Gesamtinflation im Jahr 2017 voraussichtlich entspannt beobachten. „Für Dezember
erwarten wir unbehelligt von der steigenden Inflation, dass die EZB eine weitere geldpolitische Lockerung ankündigt. Das bestehende Wertpapierankaufprogramm wird voraussichtlich über das Frühjahr 2017 hinaus verlängert werden. Zudem gehen wir davon aus, dass die europäischen Leitzinsen 2017 nicht verändert werden“, meint Bruckbauer.

In den USA hat dieWahl von Donald Trump zum Präsidenten die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinsanhebung der Fed im Dezember entgegen der
bisherigen Einschätzung erhöht. Der erwartete Zinserhöhungspfad könnte, abhängig von der Entwicklung
am Aktienmarkt, sogar etwas steiler verlaufen als bisher angenommen.

(ekh)

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