Deutsche Jobcenter benachteiligen Personen mit ausländisch klingenden Namen

Jobcenter in Deutschland.
Jobcenter in Deutschland.(c) Bilderbox
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Fragesteller mit einem türkischen oder rumänischen Namen erhalten "qualitativ schlechtere Auskünfte" als Menschen mit einem deutschen Namen, zeigt eine Untersuchung.

Deutsche Jobcenter neigen einer Untersuchung zufolge bei Anfragen von Menschen mit einem ausländisch klingenden Namen zur Diskriminierung. Wie das Wissenschaftszentrum Berlin am Freitag erklärte, erhielten in einem Experiment Fragesteller mit einem türkischen oder rumänischen Namen "qualitativ schlechtere Auskünfte" als Menschen mit einem deutschen Namen.

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in dem Fachmagazin "American Journal of Political Science" veröffentlicht. Zu Grunde lagen E-Mails an 408 Jobcenter in ganz Deutschland, in denen fiktive Menschen mit deutsch, türkisch oder rumänisch klingenden Namen um Auskunft baten, welche Unterlagen für einen Hartz-IV-Antrag benötigt würden. Die E-Mails variierten auch bei Beruf, Geschlecht und hinsichtlich des Schreibstils.

Westdeutsche Jobcenter schlechter als ostdeutsche

Zwar hätten alle Jobcenter die E-Mails beantwortet, erklärten die beiden Forscher Anselm Rink und Johannes Hemker. Die angeblich ausländischen Fragesteller hätten aber "häufiger unzureichende und weniger detaillierte Informationen" erhalten als deutsche. Dieses "Informationsdefizit" hätte sie von einer Antragstellung abhalten können, monierten die Experten.

Unterschiede ergaben sich dabei zwischen den Jobcentern: So schnitten westdeutsche Behörden schlechter ab als ostdeutsche. Außerdem waren Jobcenter, die direkt der Bundesagentur für Arbeit unterstellt sind, "deutlich" auskunftsfreudiger als Jobcenter unter kommunaler Verwaltung.

Auch Bewerbern ergeht es ähnlich

Erst Ende Juni hatten die Antidiskriminierungsstelle des Bundes sowie die Behindertenbeauftragte und die Integrationsbeauftragte der Regierung in einem Bericht "teils gravierende Diskriminierungsrisiken" bei der Arbeitsvermittlung kritisiert. Dabei ging es auch um Bewerber, die wegen eines ausländisch klingenden Namens trotz gleicher oder besserer Qualifikation schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt hatten.

(APA/AFP)

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