Der Schirm macht die Musik

Die großen US-Orchester waren noch 1970 fast rein männlich – bis man Wandschirme zwischen Jury und Bewerber stellte.

Worauf achtet ein Dirigent, wenn sich ein Musiker durch ein Vorspielen für sein Orchester bewirbt? Auf die Töne, die aus dem Instrument kommen, nicht auf Geschlecht oder Hautfarbe des Bewerbers – das würde wohl jeder Kapellmeister mit dem Brustton der Überzeugung von sich behaupten. Und nicht erst heute, sondern schon 1970.

Aber damals lag der Frauenanteil in den fünf wichtigsten Orchestern der USA bei gerade einmal fünf Prozent (die Wiener Philharmoniker nahmen überhaupt erst 1997 das erste weibliche Mitglied auf). Der Schluss, der sich aufdrängte: Frauen sind einfach die schlechteren Musiker. Bei dieser Überzeugung blieb es, bis das Boston Symphony Orchestra damit begann, zwischen die Jury und die Bewerber einen Wandschirm zu stellen. Die meisten anderen Orchester folgten mit Schirmen oder Vorhängen im Laufe der 1970er- und 1980er-Jahre.

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