Betrug mit CEO-Masche: Wenn "Chefs" in der Buchhaltung anrufen

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Mit Tricks werden Mitarbeiter dazu gebracht, Firmengelder auf Auslandskonten zu transferieren. Das BKA rechnet insgesamt mit einem Schaden von bis zu einer Milliarde Euro.

Das Phänomen "CEO fraud" falle der Polizei seit drei bis vier Jahren verstärkt auf, sagte BKA-Vize-Präsident Peter Henzler. Er rechnete insgesamt mit einem Schaden von inzwischen bis zu einer Milliarde Euro - bei einer hohen Dunkelziffer. Manch betrogener Firmenchef meldete sich aus Angst vor Imageverlust nicht bei der Polizei. Mit einer Art "Enkeltrick de luxe" schaffen es Betrüger immer wieder, Firmen um hohe Geldbeträge zu bringen. Aber das deutsche Bundeskriminalamt hält dagegen - mit Unterstützung aus Israel.

Nach gemeinsamen Ermittlungen mit anderen Behörden seien in diesem Jahr in Israel sechs Verdächtige festgenommen worden, sagte die Leiterin der Abteilung "Schwere und organisierte Kriminalität", Sabine Vogt, am Montag in Wiesbaden.

Bei der Methode "CEO fraud" (Chef-Betrug) rufen Täter meist in der Buchhaltung von Firmen an und geben vor, der Geschäftsführer (Chief Executive Officer/CEO) zu sein. Vorher informieren sie sich über offen zugängliche Quellen wie Internetseiten oder Soziale Medien über Unternehmen und deren Chefs. Mit geschickten Lügen und technischen Tricks bringen sie Angestellte dann beispielsweise dazu, Firmengeld ins Ausland zu überweisen. Die Beute landet meist auf chinesischen Konten und verschwindet.

Schaden von 175 Millionen Euro

Die nun gefassten mutmaßlichen Betrüger sollen für einen Schaden von 175 Millionen Euro verantwortlich sein. Die Verdächtigen haben laut dem BKA überwiegend die französische und die israelische Staatsbürgerschaft. Tatort sei ein Apartment in Tel Aviv gewesen.

Im Visier der Betrüger seien oft Mittelständler, sagte Henzler. Ein erfolgreicher Betrug um einen zweistelligen Millionenbetrag könne eine solche Firma an die Grenze ihres wirtschaftlichen Bestandes führen. Der BKA-Sachgebietsleiter für Wirtschaftskriminalität, Holger Kriegeskorte, sagte: "Das ist gehobene Art des Enkeltricks."

Oft schärften die angeblichen Chefs den Angestellten in der Finanzabteilung ein, mit niemandem über die Überweisung zu sprechen, da alles streng geheim sei, erläuterte Kriegeskorte. Bei einer High-Tech-Firma in Südhessen habe ein Mitarbeiter kurz vor der Transaktion doch noch einen Kollegen eingeweiht - und der Schwindel flog auf.

(APA/dpa)

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