Die Gewerkschaft will eine 35-Stunden-Woche und mehr Geld durchsetzen. Die Forderungen seien "existenzbedrohend", sagen die Arbeitgeber.
Streiks sind in Österreich traditionell selten. Heute sorgt die Sozialwirtschaft für einen statistischen Ausreißer: Die Gewerkschaft hat Warnstreiks in 144 Einrichtungen in ganz Österreich angekündigt. Ab 09:00 Uhr werden tausende Pfleger, Betreuer und Sozialarbeiter in ganz Österreich stundenweise die Arbeit niederlegen, nachdem sich Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter nicht auf einen neuen Kollektivvertrag für die rund 100.000 Beschäftigten einigen konnten.
Die Gewerkschaft fordert "einen nachhaltigen Lohn- und Gehaltsabschluss." Die Arbeitgeber boten zuletzt eine Lohn- und Gehaltserhöhung um 2,45 Prozent und mindestens 47 Euro für Mindeslöhne und -Gehälter. Das sei zu wenig, findet die Arbeitnehmerseite.
"Fahnenfrage" Arbeitszeit
Besonders weit voneinander entfernt ist man beim Thema Arbeitszeit: Die Gewerkschaft will eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit von derzeit 38 auf 35 Stunden. Für die Arbeitgeber kommt das nicht in Frage. Die volle Erfüllung der Forderungen würde die Branche "vor existenzielle Probleme" stellen und "tausende Arbeitsplätze und die soziale Versorgung in Österreich" gefährden, sagte Walter Marschitz, Verhandlungsführer der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ), zuletzt zur APA.
SWÖ-Vorsitzender Erich Fenninger zeigte sich zudem verärgert, dass die Arbeitszeitverkürzung "im Gegensatz zu anderen Branchen" zu einer "Fahnenfrage" gemacht werde. Die Sozialwirtschaft könne weder maßgebliche Produktivitätsfortschritte noch Gewinne vorweisen und leide ohnehin schon unter einem Fachkräftemangel.
Die Arbeitnehmerseite sieht das anders. Die Tätigkeiten in den betroffenen Berufen seien physisch und psychisch enorm anstrengend, sagt Hansjörg Miethling von der Gewerkschaft vida zur "Presse". Viele Beschäftigte arbeiteten längst am Limit. Die Gewerkschaft hat für heute um 12:30 Uhr eine Pressekonferenz angekündigt.
(bin)