Deutsche Notenbank verdoppelt Überschuss auf zwei Milliarden Euro

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann AFP (THOMAS KIENZLE)
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Nach einem mageren Jahr überweist die deutsche Bundesbank wieder einen deutlich höheren Gewinn an den Bund. Sie hatte im Vorjahr den Gewinn auf zwei Milliarden Euro verdoppelt.

Nach einem mageren Jahr überweist die Bundesbank wieder einen deutlich höheren Gewinn an den Bund. Die deutsche Notenbank verdoppelte 2017 ihren Überschuss auf zwei Milliarden Euro, wie sie am Dienstag in Frankfurt mitteilte. "Noch ist die Geldpolitik wie sie ist - und die hat maßgeblich die Bilanz des vergangenen Jahres geprägt", sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann am Dienstag bei Vorlage des Geschäftsberichts. Vom Überschuss fließen 1,9 Milliarden Euro an den Bundeshaushalt, im Vorjahr waren es nur 400 Millionen Euro. Der Bund hatte für 2017 allerdings 2,5 Milliarden Euro eingeplant.

"Durch die höhere Überschussliquidität in Verbindung mit den negativen Einlagenzinsen ist auch der Jahresüberschuss gestiegen", erläuterte Weidmann. Die Zinserträge legten 2017 um 1,5 Milliarden Euro auf 5,2 Milliarden Euro zu. Die Bundesbank stockte aber wegen zunehmender Zinsänderungsrisiken ihre Wagnisrückstellung um 1,1 Milliarden auf 16,4 Milliarden Euro auf. "Mit der Fortführung der Anleihekäufe sind die Zinsänderungsrisiken gestiegen", sagte Weidmann mit Verweis auf die Bondkaufprogramme der Europäischen Zentralbank (EZB). Die deutsche Notenbank wird aus den langfristigen Wertpapieren der Kaufprogramme über Jahre wohl nur geringe Zinserträge einfahren. Zudem können aus den Einnahmen durch die Strafzinsen bei anziehenden Leitzinsen rasch Ausgaben für an die Banken zu zahlende Zinsen werden.

Zur Diskussion um die Nachfolge von EZB-Chef Mario Draghi an der Spitze der Euro-Notenbank hielt sich Weidmann bedeckt. Die Euro-Finanzminister hatten sich unlängst für den Spanier Luis de Guindos als künftigen neuen EZB-Vize entschieden. Damit sind Experten zufolge die Chancen gestiegen, dass Deutschland den nächsten EZB-Präsidenten stellen könnte, wenn die Amtszeit von Draghi im Herbst 2019 endet. Weidmann hatte sich zu dem Thema zuletzt stets wortkarg gegeben und die Diskussion unter anderem als verfrüht bezeichnet.

Der Bundesbank-Chef plädierte erneut dafür, das auf 2,55 Billionen Euro angelegte Anleihen-Kaufprogramm EZB noch 2018 zu beenden. Halte der Aufschwung weiter an und würden die Preise steigen, gebe es keinen Grund, dies nicht zu tun. Weidmann stand den Käufen vor allem von Staatsanleihen von Anfang an kritisch gegenüber. Die geldpolitische Normalisierung werde eine ganze Zeit lang dauern. "Deshalb ist es aus meiner Sicht auch wichtig, den geldpolitischen Expansionsgrad dann, wenn die Aussichten für die Preisentwicklung im Euro-Raum es erlauben, allmählich und verlässlich zurückzuführen." Er deutete an, dass er mit den aktuellen Zinserwartungen am Markt gut leben kann. Diese seien "nicht komplett unrealistisch." An den Börsen wird mit ersten Zinserhöhungen nicht vor Mitte 2019 gerechnet.

Die EZB und die nationalen Euro-Notenbanken pumpen seit rund drei Jahren über der Kauf von Staatsanleihen und anderen Titeln Woche für Woche Milliarden in das Bankensystem. Zudem liegt der Leitzins auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. In Deutschland ist die ultralockere Geldpolitik umstritten, da die Sparer nur noch minimale Zinsen erhalten und die Banken im angestammten Zinsgeschäft nur noch schwer Gewinne erzielen.

(APA/dpa)

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