Alles ist möglich beim Verbund

Der Vorstandsvertrag von Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber läuft Ende 2018 aus.
Der Vorstandsvertrag von Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber läuft Ende 2018 aus. (c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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In einem Monat werden neue Konzernvorstände gesucht. Wie viele und für wie lange, bleibt ein politisches Geheimnis.

Wien.Im Stromkonzern Verbund wird seit gut einem Jahr über die künftige Zusammensetzung des Vorstandes spekuliert – doch mit einer Ausschreibung wird immer noch zugewartet. Allerdings nicht mehr lange: Ende April soll die Ausschreibung in die Wege geleitet werden. Das ist das Ergebnis der Aufsichtsratssitzung, die am Dienstag stattfand. Am 23. April findet die Verbund-Hauptversammlung statt. Im Anschluss daran wird der Aufsichtsrat zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommen. Und dort sollen Nägel mit Köpfen gemacht – sprich: soll die Ausschreibung beschlossen werden.

Allerdings: Ganz so sicher über die künftige Vorgangsweise scheint man sich immer noch nicht zu sein. Wie mehrere Mitglieder des Aufsichtsrats der „Presse“ berichten, wird es Ende April eine sogenannte offene Ausschreibung geben. Heißt: Es wird zu höchst vagen Angaben kommen. In der Ausschreibung wird es zu keiner Festlegung kommen, wie viele Vorstandsposten zur Disposition stehen. Auch die Dauer der zu vergebenden Verträge wird mit „zwei bis fünf Jahre“ angegeben werden. Der Hintergrund: Die Verträge aller vier Vorstände – CEO Wolfgang Anzengruber, Finanzvorstand Peter Kollmann sowie Hannes Sereinig und Günther Rabensteiner – laufen Ende 2018 aus. Im vergangenen Jahr hatte der für den Verbund zuständige ÖVP-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner die Parole ausgegeben, den Vorstand von vier auf zwei Personen zu halbieren.

Ob das nun passieren wird, ist offenbar noch nicht geklärt. Daher will man sich im Zuge der Ausschreibung noch alle Möglichkeiten offenlassen. Vermutlich, weil die politischen Verhandlungen über die Postenvergabe im teilstaatlichen Konzern noch nicht abgeschlossen sind. Dass Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber bleibt, gilt mittlerweile als wahrscheinlich. Er wird heuer 62 Jahre alt – wird also nicht mehr mit einem Fünfjahresvertrag rechnen dürfen. Womit die vagen Angaben zur Vertragsdauer in der geplanten Ausschreibung erklärt wären.

Vorstand legt gute Zahlen vor

Anzengruber selbst wollte freilich bei der Präsentation des Jahresergebnisses 2017 zu seiner Zukunft nichts sagen. Dass er seinen Platz nicht räumen will, daran ließ er jedoch keinen Zweifel. Es gebe keinen Anlass für ihn, nicht weitermachen zu wollen, sagt er. „Das Unternehmen ist ein tolles, wie wir gerade dargestellt haben.“ In Zahlen heißt das: Der Umsatz des zu 51 Prozent staatlichen Verbund legte im Vorjahr um 4,2 Prozent auf 2,913 Mrd. Euro zu. Aufgrund von Einmaleffekten hat der Verbund 2017 jedoch weniger Gewinn ausgewiesen. Allerdings schaffen eine gute operative Ergebnisentwicklung und eine erfolgreiche Entschuldung die Basis für eine höhere Dividende. Vorgeschlagen wird eine Anhebung der Dividende auf 0,42 Euro je Aktie, nach 0,29 Euro je Aktie 2016.

Für das laufende Geschäftsjahr 2018 erwartet der Verbund auf Basis einer durchschnittlichen Wasserkrafterzeugung ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung von rund 850 Mio. Euro und ein Konzernergebnis von rund 300 Mio. Euro. Die Ausschüttungsquote sei zwischen 40 und 45 Prozent bezogen auf das bereinigte Konzernergebnis geplant, teilte der Verbund mit. Allerdings kann sich an der Prognose noch vieles ändern, etwa, wenn die Großhandelspreise sinken oder die Stromerzeugung aus Wasserkraft zurückgeht. (kor./hec)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2018)

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