RHI Magnesita: „Österreich ist Gewinner der Fusion“

Die RHI, die jetzt auch den Partner Magnesita im Namen trägt, erwartet von dem Zusammenschluss hohe Synergien.
Die RHI, die jetzt auch den Partner Magnesita im Namen trägt, erwartet von dem Zusammenschluss hohe Synergien.(c) imago stock&people (imago stock&people)
  • Drucken

Der Feuerfestkonzern stellt nach der Übernahme des brasilianischen Konkurrenten ineffektive Werke auf den Prüfstand. Die heimischen Standorte werden ausgebaut.

Wien. Es war eine der größten Übernahmen, die ein österreichisches Unternehmen in den vergangenen Jahren gestemmt hat. Der Feuerfestkonzern RHI übernahm im Vorjahr den brasilianischen Konkurrenten Magnesita um rund 450 Mio. Euro und baut damit seine Position als Weltmarktführer deutlich aus.

Feuerfest – was ist das? Mit den aus Magnesit, Dolomit und verschiedenen Silikaten gefertigten keramischen „Steinen“ verschiedener Größen werden Hoch- und Schmelzöfen ausgekleidet, in denen Temperaturen von 1200 Grad und mehr herrschen. Die Abnehmer der rund 120.000 verschiedenen Produkte der RHI Magnesita, wie das Unternehmen nun heißt, kommen daher hauptsächlich aus der Stahl-, Metall-, Zement- und Glasindustrie.

Mit dem Zukauf in Brasilien hat sich der Konzern, bei dem der Investor Martin Schlaff größter Einzelaktionär ist, nicht nur ein festes Standbein in Südamerika geschaffen. Auch die eigene Rohstoffversorgung, die angesichts massiver Preissteigerungen infolge strengerer Umweltauflagen in China immer wichtiger wird, verbessert sich: Magnesita bringt zwei große Minen – in Brasilien und den USA – mit. Vor allem Letztere sei auf dem neuesten Stand, sagt Konzernchef Stefan Borgas.

„Wir sind zwar in Europa sowie in Nord- und Südamerika sehr gut aufgestellt, haben aber weiße Flecken in Russland und Asien, vor allem in China und Indien. Dort wollen wir expandieren.“

Gleichzeitig durchforstet Borgas alle 40 Standorte auf Effektivität. Abgesehen von den drei Werken, die infolge der Kartellauflagen bereits verkauft worden sind, könnten noch einige dem Rotstift zum Opfer fallen. Ebenso, wie es weitere Stellenstreichungen geben dürfte. Derzeit hat der fusionierte Konzern 14.000 Mitarbeiter.

Österreich ist von der Restrukturierung nicht betroffen – hierzulande geht es um Modernisierung und Digitalisierung. „Österreich wird einer der Gewinner dieser Fusion sein“, sagte Borgas bei der Präsentation der ersten gemeinsamen Bilanz am Mittwoch. Das betreffe sowohl die Minen und Produktionsstätten in Radenthein, Hochfilzen, Breitenau, Veitsch und Trieben als auch vor allem das F&E-Zentrum in Leoben. „Natürlich werden keine Werke in Österreich geschlossen – in den nächsten drei Jahren passiert da gar nichts.“ Schließlich wurde im Zuge der Fusion eine Standort- und Beschäftigungsgarantie bis 2020 gegeben. Im Vorjahr sei der Personalstand von rund 1900 Mitarbeitern sogar um 50 bis 60 aufgestockt worden. So wurde die Produktion in Veitsch („ein starker Standort“, so Borgas) und in Trieben ausgeweitet. In Radenthein laufe ein Automatisierungsprogramm.

Viel Geld fließt aber auch in ein neues Headquarter in Wien: Die RHI Magnesita wird neue Büros im Europlaza am Wienerberg beziehen, wo bereits etliche Unternehmen ihren Sitz haben.

Aktie verteuerte sich

Vor allem Kleinaktionäre haben die Fusion heftig kritisiert, zumal die Hauptnotierung von Wien an die Börse London verlagert worden ist. In Wien notiert die RHI-Magnesita-Aktie nur noch im Dritten Markt. „Das Handelsvolumen in Wien ist stabil geblieben und hat sich in London so gut wie verdoppelt“, berichtete Finanzvorstand Octavio Lopez. Auch die Kursentwicklung kann sich sehen lassen: Seit der Neunotiz am 27. Oktober 2017 (seit Mitte Dezember notiert die Aktie im FTSE-250-Index, in dem die 250 wichtigsten börsenotierten Unternehmen gelistet sind) hat sich das Papier von 32,5 auf 44,8 Pfund verteuert. Am Mittwoch fiel der Kurs allerdings weniger als ein Prozent.

Der Grund ist keine große Überraschung: Die Aufwendungen im Zusammenhang mit der Fusion sowie Wechselkurseffekte haben im Vorjahr einen Nettoverlust von 12,9Mio. Euro verursacht (nach einem Gewinn der RHI allein von 75,9 Mio. Euro). Während das Betriebsergebnis (Ebit) von 116 auf 43 Mio. Euro fiel, verbesserte sich der Umsatz von 1,7 auf 1,9 Mrd. Euro. Allerdings sind in den Zahlen nur zwei Monate Magnesita enthalten. Auf ein ganzes Jahr hochgerechnet würde der fusionierte Konzern 2,7 Mrd. Euro Umsatz machen.

Für 2017 wird die Dividende dennoch 75 Cent pro Aktie betragen, ebenso viel hat die alte RHI zuletzt ausgeschüttet. Schließlich erwartet Borgas durch die Fusion heuer Synergieeffekte von mindestens 40 Mio. Euro und im nächsten Jahr 70 Mio. Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Geld & Finanzen

Fusionskosten drücken operativen Gewinn von RHI-Magnesita

Die ausgewiesenen Ergebnisse beinhalten die Ergebnisse der RHI für zehn Monate und nur für zwei Monate die Ergebnisse der Magnesita.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.