Handelsstreit dämpft Stimmung der Manager - Ifo-Index sinkt

Der Handelskonflikt mit den USA drückt die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft auf den tiefsten Stand seit fast einem Jahr.

Der Geschäftsklima-Index fiel im März auf 114,7 Punkte von 115,4 Zählern im Vormonat und damit das zweite Mal in Folge, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter 7000 Managern mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten weitgehend damit gerechnet. "Der drohende Protektionismus drückt auf die Stimmung", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Manager beurteilten ihre Geschäftslage und auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate weniger optimistisch als zuletzt.

Im Handelsstreit mit den USA steht eine wichtige Entscheidung bevor. Während die EU noch um Ausnahmen von den am Ende der Woche in Kraft tretenden Zöllen auf Stahl- und Aluminium-Importe ringt, will US-Präsident Donald Trump noch am Donnerstag neue Abgaben auf Produkte aus China beschließen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sieht weiter die Chance, dass europäische Stahl- und Aluminiumproduzenten von den neuen US-Zöllen bis auf weiteres ausgenommen werden könnten. "Das wird ein Nervenkrimi werden bis zur letzten Sekunde", sagte der CDU-Politiker der ARD. Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe betonte in einem Reuters-Interview, die Exporterwartungen der Manager seien auf dem niedrigsten Niveau seit mehr als einem Jahr.

Die Unternehmen seien etwas verunsichert durch die angekündigten Zölle, sagte Unicredit-Ökonom Andreas Rees. "Sie machen sich Gedanken darüber, reagieren aber nicht panisch auf die neue Situation." Insgesamt seien sowohl die Erwartungen als auch die Geschäftslage weiter "auf einem sehr, sehr hohen Niveau". Für die kommenden Monate zeichne sich ein robustes Wachstum ab - "auch wenn der Höhepunkt sicherlich überschritten ist". Als Exportnation werde Deutschland vom fortgesetzten Aufschwung der Weltwirtschaft profitieren, so Rees.

Dank florierender Exporte erhöhten die Wirtschaftsweisen diese Woche ihre Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes 2018 von 2,2 auf 2,3 Prozent. Es wäre das größte Plus seit 2011. Die deutsche Wirtschaft wuchs allerdings im März auch wegen der Grippewelle so langsam wie seit acht Monaten nicht mehr, wie das Institut IHS Markit zu seiner Umfrage unter 800 Firmen mitteilte. Der Markit-Einkaufsmanagerindex - Industrie und Dienstleister zusammen - fiel überraschend deutlich um 2,2 auf 55,4 Punkte. Er hielt sich aber über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern.

In Frankreich sank das Geschäftsklima für die gesamte Wirtschaft den dritten Monat in Folge - und zwar auf 109 von 110 Zählern. Auch die Markit-Daten für die französische Wirtschaft signalisierten eine langsamere Gangart. 

(Reuters)

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