China droht USA mit Strafzöllen auf 128 Produkte

APA/AFP/JOHANNES EISELE
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Die Regierung in Peking appelliert an Washington, den drohenden Handelskonflikt durch Verhandlungen abzuwenden. Zugleich bereitet sie Zölle auf US-Produkte im Wert von drei Milliarden Dollar vor.

China hat an die USA appelliert, den drohenden Handelskonflikt abzuwenden und zugleich mit Zöllen auf zahlreiche amerikanische Produkte gedroht. Die USA müssten "vom Abgrund zurücktreten" und besonnene Entscheidungen treffen, erklärte das Handelsministerium am Freitag in Peking. Damit reagierte die Staatsführung auf die Ankündigung von Präsident Donald Trump, chinesische Produkte im Wert bis zu 60 Milliarden Dollar mit höheren Zöllen zu belegen. Die Regierung in Washington wirft China unter anderem vor, sich Technologie von amerikanischen Firmen aneignen zu wollen.

"China hofft nicht auf einen Handelskrieg, aber hat auch keine Angst davor", erklärte das Handelsministerium. Zugleich bereitet die Volksrepublik Zölle auf US-Produkte im Wert von drei Milliarden Dollar vor. So sind zunächst 15 Prozent auf Waren wie Trockenfrüchte, Wein und Stahlröhren geplant. In einem zweiten Schritt würden dann 25 Prozent etwa auf Aluminiumschrott oder Schweinefleisch fällig. Die Zölle würden eingeführt, wenn sich beide Seiten nicht einigen könnten, erklärte das Ministerium. Insgesamt stehen auf der chinesischen Liste 128 amerikanische Produkte.

Finanzmärkte in Asien straucheln

Damit reagiert die chinesische Regierung auf geplante US-Schutzzölle auf Stahl und Aluminium, die ab Freitag greifen sollen und die Trump mit der nationalen Sicherheit begründet. Die Abgaben zielen nicht nur auf China, sondern alle Staaten. Trump gewährte allerdings der EU eine Ausnahmeregelung bis zum 1. Mai und begründete dies mit den laufenden Verhandlungen. Ausnahmen gibt es zudem für Argentinien, Australien, Brasilien und Südkorea sowie für Kanada und Mexiko, die gemeinsam mit den USA die Freihandelszone Nafta bilden.

Ein ausgewachsener Handelskrieg zwischen den USA und China könnte alle Länder in wirtschaftliche Probleme bringen, für die der Export in die beiden Staaten wichtig ist - etwa Deutschland.

Die Furcht vor einem Handelskrieg erfasste am Freitag die Finanzmärkte in Asien: So verzeichnete der japanische Aktienindex Nikkei ein Minus von mehr als vier Prozent. Der MSCI-Index für die Region Asien-Pazifik fiel um mehr als zwei Prozent.

"China spannt Bogen, aber schießt nicht"

Viele Unternehmen und Regierungen hoffen noch auf Verhandlungen. So sollen die US-Zölle im Wert von 60 Milliarden Dollar erst nach 30 Tagen greifen. Damit bleibt noch Zeit für Gespräche. Trump erklärte, er betrachte die Chinesen als "Freunde". Beide Seiten steckten in Verhandlungen. Der Republikaner hatte das Wahlversprechen abgegeben, das US-Handelsdefizit mit China zu senken. Zudem wirft er der Volksrepublik vor, amerikanische Firmen zum Technologietransfer zu zwingen oder gar geistiges Eigentum zu stehlen.

Die angekündigte chinesische Reaktion auf die Stahl- und Aluzölle wird von Experten eher als zurückhaltend gesehen. "China spannt den Bogen, aber schießt nicht", sagte der Volkswirt Xu Hongcai vom Pekinger Wirtschaftsinstitut CCIEE. Wirklich treffen würden die USA nach seinen Worten Zölle auf Sojabohnen und Autos.

Die von Trump angekündigten Zölle sind auch ein wichtiges Thema auf dem EU-Gipfel in Brüssel. So bekräftigte Merkel, wenn Zölle gegen die EU erhoben würden, werde man mit Gegenmaßnahmen antworten. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström waren in den vergangenen Tagen in Washington, um Ausnahmen für die Europäer zu erreichen. Die EU hat gedroht, etwa höhere Zölle auf Motorräder, Whiskey oder Jeans zu erheben.

(Reuters/Ryan Woo und Adam Jourdan)

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