Büromöbel-Deal: Grossnigg darf zukaufen

HINTERGRUNDGESPRAeCH: ERHARD GROSSNIGG
HINTERGRUNDGESPRAeCH: ERHARD GROSSNIGGAPA/HERBERT PFARRHOFER
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"Presse"-exklusiv: Die Bundeswettbewerbsbehörde hat den Zukauf von Hali und Svoboda genehmigt - mit Auflagen. Drei Produktionsstandorte und drei Marken bleibenin den nächsten drei Jahren erhalten.

Er hat es spannend bis zum Schluss gemacht: Theodor Thanner, Chef der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), hat die Übernahme der Büromöbelhersteller Hali und Svoboda durch den Sanierer Erhard Grossnigg und Ex-ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein intensiv geprüft. Nach Abwägung aller Argumente – und der Nutzung der Nachfrist – liegt nun das Ergebnis vor: Der Kauf ist genehmigt, allerdings mit Auflagen. Grossnigg und Bartenstein, die über ihre BGO-Holding bereits Bene und Neudoerfler besitzen, können somit eine große Büromöbel-Gruppe formen.

Die Auflagen betreffen vor allem die Preise - die im Fall einer marktbeherrschenden Stellung ja zuungunsten der Kunden hätten steigen können - und auch die Garantie für Werke.

Schon im Zuge des Verfahrens habe die BGO Zusagen gemacht, ließ die BWB am Freitagabend wissen: Das betrifft in den nächsten drei Jahren den Erhalt von drei der vier derzeitigen Produktionsstandorte, konkret die Standorte in Waidhofen/Ybbs, Neudörfl/Leitha und Eferding. Ebenso werden drei der derzeit vier Marken bleiben, konkret die Marken Bene, Neudoerfler und Hali. Außerdem soll das  Preisniveau  bei gleicher Qualität für Bestandskunden unverändert bleiben. Und nicht zuletzt können Hali und Svoboda bei der Legung von Angeboten und auch der Preisgestaltung weisungsfrei agieren. Darüberhinaus, so eine weitere Bedingung der Kartellhüter, muss die BGO regelmäßig der Behörde berichten.

"Onlinehandel wird im Möbelhandel immer wichtiger. Digitalisierung spielt hier eine immer wichtigere Rolle im Möbelmarkt. Dadurch gibt es auch globalen Wettbewerbsdruck auf die österreichischen Büromöbelhersteller", sagte Thanner dazu der "Presse". 

Erstmals Marktanalyse

Der Zusammenschluss wurde rechtlich und ökonomisch vertieft analysiert. Die Unternehmen haben Auflagen angeboten, die diese wettbewerbsrechtlichen Bedenken beseitigen. Betrachtet man den Zusammenschluss gesamtwirtschaftlich, war es wichtig die Standorte und Markenerhalt zu sichern. Es ist zu erwarten, dass es einen positiven Beschäftigungseffekt gibt.

Das Prüfverfahren war gleich doppelt spannend: Zum einen gab es unterschiedliche Expertenmeinungen zum Marktanteil: Während der Marktforscher Kreutzer Fischer & Partner für die vier Firmen zusammen auf knapp 50 Prozent Marktanteil kam, errechnete CSIL unter Einbeziehung internationaler Aspekte nur rund 24 Prozent. Die BWB selbst hat daraufhin neue Wege beschritten und eine umfangreiche Befragung bei Kunden und Mitbewerbern durchgeführt. Obwohl das Ergebnis durchaus auf eine Marktbeherrschung hindeutete und daher Widerstand vom Kartellanwalt zu erwarten war, gab die BWB nun grünes Licht.

Rettung von Arbeitsplätzen

Der Grund: Wie oben erwähnt, hat Thanner in diesem Fall neue Beurteilungskriterien hinzugezogen. „Wir müssen – gerade, wenn es um die Rettung von Arbeitsplätzen bei einer Insolvenz geht – viel stärker als bisher gesamtwirtschaftliche und regionalpolitische Gesichtspunkte berücksichtigen“, sagte Thanner zur „Presse“. Das habe man diesmal getan – und werde das auch künftig machen. Ganz abgesehen davon, dass die Rettung eines insolventen Unternehmens durch eine Übernahme auch den Gläubigern etwas bringe.

Svoboda ist seit Anfang Februar insolvent, rund 100 Beschäftigte sind betroffen. Bei Hali geht es um 230 Arbeitsplätze.
Überdies verweist Thanner darauf, dass man in diesem Fall von einer „Sanierungsfusion“ sprechen könne.

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