Die Gewerkschaft geht auf Kundenfang

ÖGB-Präsident Erich Foglar
ÖGB-Präsident Erich FoglarAPA/GEORG HOCHMUTH
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Künftig sollen digitale Tagelöhner, Plattformarbeiter und Ein-Personen-Unternehmen vertreten werden.

Wien. Der Gewerkschaftsbund (ÖGB) will sich erneuern und öffnet sich einer neuen Klientel. Am Mittwoch wurde das Programm für die nächsten Jahre im Vorstand beschlossen. Absegnen soll das dann der ÖGB-Bundeskongress, der vom 12. bis 14. Juni in Wien tagt.

Hauptziel ist, mehr Mitglieder zu werben – in den vergangenen Jahren hat die Gewerkschaft tendenziell verloren. Vor allem einzelne Gewerkschaften – wie etwa die der Post – schrumpfen. In Zukunft will der ÖGB nicht mehr nur klassische Angestellte vertreten. Zur neuen Klientel sollen etwa digitale Tagelöhner (Crowdworker) oder Personen, die für internationale Plattformen arbeiten, zählen. Und teilweise auch Ein-Personen-Unternehmen – was der Wirtschaftskammer nicht gefallen wird.

„Nicht die Teilzeitbeschäftigten oder Schichtarbeiter sind die prekär Beschäftigten, denn dort gibt es genaue gesetzliche Regelungen. Die gibt es hier nicht“, sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar zur „Presse“. Wie man etwa mit internationalen Konzernen in Kollektivvertragsverhandlungen treten will, das sei noch unklar. „Wir sind noch bei der Problemanalyse und suchen Lösungsansätze.“

Für den ÖGB steht die künftige Arbeit im Fokus der Digitalisierung: „Das wird die Arbeitswelt massiv verändern. Wir sehen das positiv, aber es wird auch Verlierer geben.“ Für jene, die dadurch ihren Job verlieren, gelte es weiterhin, eine würdige Aufgabe zu finden. Die Zusammenarbeit der Sozialpartner beschreibt Foglar trotz türkis-blauer Regierung als positiv. „Wir sind nicht geschwächt, vor allem auf betrieblicher Ebene funktioniert das hervorragend.“ Auch der fachliche Austausch mit Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) sei gut.

Bei den Mitgliedern hat der ÖGB offenbar die Trendwende geschafft. Mit Jahresende 2017 hatte er 1.205.698 Mitglieder und damit um 4809 mehr als im Jahr davor (siehe Grafik). Das ist der beste Wert seit 2011. 2016 war das erste Jahr seit 1990, in dem ein Plus verzeichnet wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2018)

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