Handelskrieg: Auch China schießt sich ins eigene Knie

Symbolbild Sojabohnen.
Symbolbild Sojabohnen.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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US-Präsident Donald Trump droht mit Importzöllen auf chinesische Produkte. China kontert mit Strafzöllen auf Soja. Doch von den gelben Bohnen aus den USA ist das Land abhängig.

Peking. Wie unter Raufbolden: Auf Schlag folgt Gegenschlag. Zwar schien die US-Regierung zwischenzeitlich wieder zurückzurudern. Larry Kudlow, neuer Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, hatte am Donnerstag betont, die angekündigten Strafmaßnahmen seien ja bloß Vorschläge. Doch inzwischen scheint sich der Wind in Washington schon wieder gedreht zu haben. Am Freitag drohte Trump mit noch mehr Strafzöllen. Da China sich dazu entschlossen habe, US-amerikanischen Landwirten mit Strafzöllen auf US-Soja Schaden zuzufügen, habe er seinen Handelsbeauftragten Robert Lighthizer angewiesen, zusätzliche Strafzölle auf Waren aus China im Wert von gar 100 Milliarden US-Dollar zu prüfen.

Trump beauftragte zudem seinen Agrarminister, Sonny Perdue, damit, einen Plan zum Schutz der amerikanischen Landwirte zu erarbeiten. Es zeichnet sich also ab, dass sich dieser Streit in den nächsten Tagen noch mehr zuspitzen wird. Auf die Liste der US-Regierung mit 1333 chinesischen Produkten, auf die die USA bei der Einfuhr einen Zusatzzoll in Höhe von 25 Prozent erheben will, hat die chinesische Führung eine eigene Liste vorgestellt, die der amerikanischen um nichts nachsteht. Sojabohnen, Rindfleisch, Autos, Chemikalien, Tabak, Orangen, auch Symbolstarkes wie Whiskey oder Flugzeuge stehen auf dieser Liste. 106 US-Produkte benennt Chinas Führung und will sie bei der Einfuhr mit Strafzöllen in gleicher Höhe belegen.

Mit den angedrohten Strafzöllen auf Soja und Rindfleisch will China vor allem den ländlichen Raum in den USA treffen – Trumps Kernwählerschaft. Sojabohnen gehören zu den profitabelsten landwirtschaftlichen Exportgütern der USA. Und China ist der größte Abnehmer. Ganze Landstriche im Mittleren Westen haben sich wegen der großen Nachfrage aus Fernost auf den Anbau von Soja spezialisiert.

Doch nicht nur für die US-Landwirte, sondern auch in China selbst dürften die Einfuhrzölle auf Soja zu einem Problem werden. Die Sojabohne ist neben Reis eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Chinesen. Tofu in Hunderten von Varianten, Sojasauce, Sojamilch, aber auch die Sprossen an sich sind in der täglichen Küche nicht wegzudenken.

Soja als Futtermittel wichtig

Hinzu kommt der rasant gestiegene Fleischkonsum. Auch in China ist Soja das wichtigste Futtermittel. Die Volksrepublik kann ihren hohen Bedarf nach der gelben Bohne schon lang nicht mehr selbst abdecken. Agrarland ist knapp, große Teile der Ackerflächen durch zu viel Pestizideinsatz und andere Umweltverschmutzung verseucht. Aktuell beziehen die Chinesen 70 Prozent ihres Sojaverbrauchs aus dem Ausland, das entspricht 64 Prozent des weltweit produzierten Sojas. Allein 2017 stammte mehr als ein Drittel davon aus den USA.

Dem chinesischen Ökonomen Shi Hanbing zufolge hat nur Brasilien ähnlich große Kapazitäten zu bieten. „Brasilien hat sein Limit erreicht“, sagt Shi. Sollten die Strafzölle auf US-Soja in Kraft treten, werde es in China einen Engpass geben. Die Folge: ein starker Preisanstieg bei Soja und Fleisch.

Schon befürchten auch europäische Bauern negative Auswirkungen. Die Eskalation zwischen den USA und China könnte weltweit die Märkte unter Druck setzen. „Es muss vermieden werden, dass Landwirte und Verbraucher den Preis für diesen Handelsstreit bezahlen müssen“, warnte etwa Bernhard Krüsken vom Deutschen Bauernverband.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2018)

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