Ifo-Index: "Hochstimmung in deutschen Chefetagen verfliegt"

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++ ARCHIVBILD ++ BETRIEBSRAT: OPEL-WERK IN WIEN-ASPERN BAUT RUND 140 JOBS ABAPA/HANS KLAUS TECHT
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Die Manager bewerten die Lage und Aussichten skeptischer als zuletzt. Der Rückgang um 1,2 Punkt sei aber keine Trendwende für die Konjunktur, so die ifo.

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im April erneut eingetrübt. Der Geschäftsklima-Index fiel gegenüber dem Vormonat von revidiert 103,3 Zählern auf 102,1 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut heute, Dienstag, nach einer umfangreichen Überarbeitung seiner Umfrage unter rund 9.000 Managern mitteilte. Dies ist nach neuer Berechnung bereits der fünfte Rückgang in Folge.

Ökonomen hatten mit 102,7 Punkten gerechnet. "Die Hochstimmung in den deutschen Chefetagen verfliegt", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. "Die Wirtschaft nimmt Tempo raus." Die Manager beurteilten sowohl ihre Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate weniger optimistisch als zuletzt.

Das Forschungsinstitut wertet die Daten aber nicht als Trendwende für die Konjunktur, wie Ifo-Experte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview sagte. Es sei vielmehr eine Normalisierung. "Wir sind weit entfernt von einer Rezession." Im Verarbeitenden Gewerbe verschlechterte sich das Geschäftsklima zum dritten Mal in Folge, dabei lagen die Erwartungen auf dem niedrigsten Wert seit August 2016. Auch bei den Dienstleistern und im Handel trübte sich die Stimmung ein. Am Bau hingegen stieg der Index auf ein Rekordhoch.

Aufschwung verliert an Fahrt

Viele Ökonomen erwarten eine leichte Abkühlung des zuletzt kräftigen Aufschwungs. "Der konjunkturelle Höhepunkt dürfte erreicht oder bereits überschritten sein", sagte Thomas Altmann vom Finanzdienstleister QC Partners. "Der noch immer drohende Handelskonflikt zwischen den USA und China stimmt die Firmenchefs deutlich skeptischer."

Der wichtigste Frühindikator für Europas größte Volkswirtschaft umfasst neben dem Verarbeitendem Gewerbe, Handel und Bauwirtschaft nun auch den Dienstleistungssektor. Als Vergleichsjahr wird zudem 2015 statt wie bisher 2005 zugrunde gelegt. Ferner werden die Antworten der befragten Firmen anders zusammengerechnet. Die Änderungen, die genauere Ergebnisse ergeben sollen, haben auch zur Folge, dass der Index optisch deutlich niedriger ausfällt als bisher.

Der Aufschwung in Deutschland dürfte nach Einschätzung der Bundesbank und der Regierung im ersten Quartal an Fahrt verloren haben. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen mit einem Wachstum von 0,4 Prozent, nach 0,6 Prozent Ende 2017. Allerdings dürften vor allem Sondereffekte - wie ein vergleichsweise hoher Krankenstand, eine außergewöhnlich hohe Anzahl an Streiktagen und überdurchschnittlich viele Ferientage - zu der Abschwächung beigetragen haben.

In Frankreich trübte sich die Stimmung in der Industrie ebenfalls etwas ein. Das Barometer für das Geschäftsklima fiel hier im April um einen Zähler auf 109 Punkte, es verharrte aber deutlich über dem langfristigen Durchschnittswert von 100 Zählern.

(APA/Reuters)

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