Umfrage: Konjunktur in Österreich verliert an Kraft

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Österreich befindet sich nach wie vor in einer Phase der Hochkonjunktur, aber die Kurve wird in absehbarer Zeit flacher, sagt die Industriellenvereinigung. In Deutschland hat sich die Stimmung sogar noch stärker eingetrübt.

Wien. Am Dienstag wurden in Deutschland und in Österreich zwei wichtige Konjunkturbarometer veröffentlicht. Und in beiden zeigt sich, dass die Konjunktur langsam an Kraft verliert. In Österreich hat die Industriellenvereinigung Vertreter von 407 Firmen mit rund 278.000 Beschäftigten befragt. Demnach liegt der Indikator für die derzeitige Ertragssituation mit 42 Punkten auf dem Niveau des Vorquartals. Doch bei der Einschätzung, wie die Ertragssituation in sechs Monaten aussehen wird, ist der Indikator im Vergleich zum vierten Quartal 2017 von 13 auf zehn Punkte gefallen.

Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass die Verkaufspreise in den kommenden drei Monaten zurückgehen dürften. Bei anderen Teilindikatoren des Konjunkturbarometers wie Geschäftslage, Auftragsbestand, Auslandsaufträge und Mitarbeiterstand zeigen sich die Manager noch optimistisch. „Wir befinden uns nach wie vor in einer Phase der Hochkonjunktur, aber die Kurve wird in absehbarer Zeit flacher werden“, so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.

Die Industriellenvereinigung wünscht sich daher von der Regierung Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft. Dazu gehört eine Senkung der Körperschaftsteuer. So soll die KÖSt bei nicht entnommenen Gewinnen von 25 auf 12,5 Prozent gesenkt werden. Ein weiterer Punkt sind Maßnahmen gegen den Facharbeitermangel. Laut Neumayer sucht die Industrie heuer in Österreich 60.000 Fachkräfte. Davon können aber 10.500 Stellen nicht besetzt werden. Die Industriellenvereinigung kann sich vorstellen, dass in Österreichs Auslandsvertretungen wie in Indien und in Südostasien gezielt nach Fachkräften gesucht wird.

„Die Hochstimmung verfliegt“

In Deutschland hat sich die Stimmung in den Chefetagen wesentlich stärker eingetrübt als in Österreich. So fiel der Geschäftsklima-Index des Münchner Ifo-Instituts von 103,3 auf 102,1 Punkte. Dazu hat das Ifo-Institut 9000 Manager befragt. Es ist bereits der fünfte Rückgang in Folge. „Die Hochstimmung in den deutschen Chefetagen verfliegt“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. „Die Wirtschaft nimmt Tempo raus.“

Die Manager beurteilten sowohl ihre Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate weniger optimistisch als zuletzt. Das Forschungsinstitut wertet die Daten aber nicht als Trendwende für die Konjunktur, wie Ifo-Experte Klaus Wohlrabe am Dienstag sagte. Es sei vielmehr eine Normalisierung. „Wir sind weit entfernt von einer Rezession.“

Im verarbeitenden Gewerbe verschlechterte sich das Geschäftsklima zum dritten Mal in Folge, dabei lagen die Erwartungen auf dem niedrigsten Wert seit August 2016. Auch bei den Dienstleistern und im Handel trübte sich die Stimmung ein. Am Bau stieg der Index auf ein Rekordhoch. In Frankreich trübte sich die Stimmung in der Industrie ebenfalls etwas ein. Das Barometer für das Geschäftsklima fiel hier im April um einen Zähler auf 109 Punkte, es verharrte aber deutlich über dem langfristigen Durchschnittswert von 100 Zählern. (höll/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2018)

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