Rückzug aus der Kohleindustrie: Wenn sich Gutsein rechnet

Ein schmutziges Geschäft, im wahrsten Sinn des Wortes: Kohle gilt als einer der Treiber der globalen Erwärmung.
Ein schmutziges Geschäft, im wahrsten Sinn des Wortes: Kohle gilt als einer der Treiber der globalen Erwärmung.REUTERS
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Mit der Allianz zieht sich einer der größten Versicherer Europas aus Kohle zurück. Auch andere setzten diesen Schritt. Es geht nicht nur um die Umwelt – helfen will man auch sich selbst.

Es ist fast zu schön, um wahr zu sein. Auf der Welt gibt es kaum einen Energieträger, der billiger und umweltschädlicher ist als Kohle. Und nun hat sich der deutsche Versicherungsriese Allianz dazu entschlossen, genau diesem Klimakiller den Rücken zu kehren. Ab sofort wird das Unternehmen nicht nur auf Einzelversicherungen für Kohlekraftwerke und -minen verzichten. Allianz-Chef Oliver Bäte hat sich auch zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 sämtliche Kohlerisken aus dem Depot zu werfen. „Wir möchten den Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft vorantreiben“, sagte Bäte vor rund einer Woche. Eine der größten europäischen Versicherungen will mit diesem Schritt eine Signalwirkung setzen und sieht sich gar als Treiber einer Entwicklung.
Doch warum geht der Konzern gegen Kohle vor?
Ist ihm die Umwelt wirklich so wichtig? Oder hat der Ausstieg noch andere Gründe?

Die britische Aufsichtsbehörde hat für die Versicherungsbranche schon im Jahr 2015 drei wesentliche Bedrohungsfaktoren in Sachen Klimawandel ausgemacht: physische Risken, wie extreme Wetterereignisse. Haftungsrisken, weil vom Klimawandel negativ Betroffene die Verursacher klagen könnten. Und zu guter Letzt Übergangsrisken, die durch den Wandel zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft entstehen. In diesem Zusammenhang immer wieder genannt wird das Schlagwort „Stranded Assets“ (verlorene Vermögenswerte). Dabei handelt es sich um Anlagen, wie etwa Kohlekraftwerke, die aufgrund unvorhersehbarer Gesetzesänderungen plötzlich an Wert verlieren oder wertlos werden.

So kam eine Studie der britischen Großbank HSBC zu dem Schluss, dass die größten Öl- und Gaskonzerne 40 bis 60 Prozent ihres Börsenwertes einbüßen könnten, wenn sie ihre Rohstoffe im Boden behalten, um die globalen Klimaziele zu erreichen. Keine Kleinigkeit also.

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