Siemens-Rivale General Electric kämpft verbissen um Kraftwerke

GE-Chef John Flannery: "Es wird hart"
GE-Chef John Flannery: "Es wird hart"REUTERS
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Aufgeben kommt für John Flannery nicht infrage. "Es wird hart", neue Kraftwerke zu verkaufen, sagt der neue Chef von General Electric.

Zum ersten Mal hat neue Chef von General Electric in dieser Woche eingeräumt, dass der Markt für konventionelle Gas- und Dampf-Kraftwerke bis 2020 schwach bleiben wird - und die GE-Aktie damit auf Talfahrt geschickt. Noch vor einem Jahr war der Siemens-Rivale deutlich optimistischer und schätzte den Bedarf an neuen Anlagen doppelt so groß ein wie heute. Nun bereitet John Flannery die Anleger auf eine weitere Enttäuschung vor: In diesem Jahr werde sich der Gewinn in der Kraftwerks-Sparte nicht erholen, nachdem er schon 2017 um die Hälfte eingebrochen war.

Siemens-Chef Joe Kaeser dürfte sich nach diesen jüngsten Signalen aus den USA bestätigt sehen. Er hatte den Abbau von rund 6000 Stellen im Kraftwerksgeschäft des Münchner Konzerns damit begründet, dass es sich eben nicht um eine konjunkturelle Delle handle, sondern um einen epochalen Umbruch.

GE ist im Kraftwerksgeschäft mit 35 Milliarden Dollar Umsatz doppelt so groß wie Siemens. 400 große Dampf- und Gasturbinen könnten die großen Drei - neben GE und Siemens die japanische Mitsubishi - pro Jahr bauen, doch verkaufen ließen sich künftig vielleicht noch 110, hat Kaeser vorgerechnet. "Das ist eine strukturelle Veränderung", sagt das für die Kraftwerks-Sparte zuständige Siemens-Vorstandsmitglied Lisa Davis. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass sich an diesem Abwärtstrend viel ändern werde. Immer mehr Stromversorger bevorzugen erneuerbare Energien wie Wind und Sonne, die meist deutlich günstigeren Strom erzeugen als die konventionellen Kraftwerke.

Rabatte verdreifacht

"Das lässt sich nicht leicht hinbiegen", räumen jetzt auch Flannery und sein Kraftwerks-Chef Russell Stokes ein. 12.000 Stellen hat GE in der Sparte bereits gestrichen, die Kosten will er um 2,5 Milliarden senken. "Aber wir werden das Beste aus dem machen, was wir haben", sagt Flannery. Das muss für Kaeser wie eine Drohung klingen. Denn GE hat dabei das Wartungsgeschäft im Auge, ein milliardenschweres Geschäft, das so lange noch läuft, wie die alten Meiler nicht vom Netz gehen. Was GE hat, ist viel: Nach der Übernahme von Alstom 2015 wird ein Drittel der weltweit produzierten Elektrizität auf GE-Anlagen erzeugt. Auch Siemens kalkuliert, mit Folgeaufträgen die Verluste im Neugeschäft wettzumachen.

Nun hat GE nach Angaben von Vorstandschef Flannery einige Anreize im Vertrieb verdreifacht und bietet aggressiv für neue Instandhaltungsaufträge. Dabei wirft Siemens dem US-Konkurrenten ohnehin vor, die Preise für neue Turbinen mit hohen Rabatten und günstigen Finanzierungen kaputt gemacht zu haben.

Die Aufträge für neue Kraftwerks-Ausstattungen sind bei GE im ersten Quartal um 41 Prozent eingebrochen, nachdem sie 2017 schon um 17 Prozent zurückgegangen waren. Nach Berechnungen von McCoy Power Reports hat sich der Absatz großer Gasturbinen seit 2013 weltweit halbiert. Im vergangenen Jahr machten Kohle- und Gas-Kraftwerke nach Daten von Thomson Reuters gerade noch 38 Prozent der neu installierten Kapazität aus, zehn Jahre vorher waren es 71 Prozent. Im Gegenzug stieg der Anteil von Solar- und Windkraftwerken von 22 auf 53 Prozent.

In den USA werfen große Regionalversorger nur noch dann ihre gasbefeuerten Generatoren an, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Sogar im ölreichen Texas machen Sonne und Wind inzwischen 21 Prozent der Stromproduktion aus. ExGen Texas Power, eine Tochter von Exelon, ließ fünf Gaskraftwerke im vergangenen Jahr pleite gehen, weil sie wegen der niedrigen Preise für Sonnen- und Wind-Strom nicht mehr wettbewebsfähig waren. Gewartet wurden die ExGen-Kraftwerke von GE.

(Reuters)

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