Spitzen-Ökonom Snower sieht internationale Kooperation in Gefahr

REUTERS
  • Drucken

"Wenn es keinen neuen und mutigen Impuls zur Stärkung der internationalen Kooperation gibt, werden alle Völker und Nationen die Verlierer dieser Entwicklung sein", warnt IfW-Präsident Dennis Snower.

Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Dennis Snower, hält angesichts der Vielzahl internationaler Streitigkeiten das System weltweiter Kooperationen und Abkommen für akut gefährdet. "Mit drohenden Handelskonflikten, dem Streit um das Iran-Abkommen und der Schwierigkeit, zu einer solidarischen Flüchtlingsvereinbarung in Europa zu kommen, ist der Multilateralismus in schweres Wasser geraten", sagte Snower am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. "Wenn es keinen neuen und mutigen Impuls zur Stärkung der internationalen Kooperation gibt, werden alle Völker und Nationen die Verlierer dieser Entwicklung sein."

Snower äußerte sich einen Tag vor dem "Global Solutions Summit" am Montag und Dienstag in Berlin, bei dem auch Kanzlerin Angela Merkel sprechen wird und der vom IfW mit ausgerichtet wird. Dabei dürfte es angesichts des Streits um neue und höhere US-Handelszölle auf europäische Produkte sowie um das Atomabkommen mit dem Iran auch um das transatlantische Verhältnis gehen.

Snower sieht in einer ungleichen Chancenverteilung, sozialer Entfremdung und wirtschaftlicher Ohnmacht vieler Menschen Hauptursachen für die aktuelle Entwicklung. "Nur wenn wir den wirtschaftlichen Fortschritt wieder an die soziale Entwicklung anbinden, schaffen wir die Grundlage, um die drängenden globalen Probleme in den Griff zu bekommen", argumentierte der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler.

Die G20-Gruppe der großen Industrie- und Schwellenländer sowie andere multilaterale Foren würden nur dann mehr öffentliche Akzeptanz gewinnen, wenn sie die Sorgen und Hoffnungen der Menschen im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung stärker berücksichtigten. "Die wirtschaftliche und soziale Fragmentierung der Gesellschaft bietet Populisten zu viele Möglichkeiten, kooperative Ansätze zu attackieren und so globale Lösungen unmöglich zu machen", sagte Snower.

Das IfW war federführend an der wissenschaftlichen Begleitung des G20-Gipfels vor einem Jahr in Deutschland beteiligt. Das Treffen hatte als eine Kernforderung formuliert, dass die Menschen und Länder auf einer breiteren Ebene an den Früchten von Handel und Wirtschaftswachstum beteiligt werden sollten.

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.