Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, sieht in der italienischen Staatskrise eine große Gefahr für Deutschlands Wirtschaft.
"Italien ist so groß und bedeutsam, dass seine Krise zu Deutschlands Problem wird", sagte Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Dienstagsausgaben). Italien könne auch Deutschland mit in den Sog einer tiefen Depression ziehen. Italien habe mehr Schulden als Deutschland, ein Fünftel der Wirtschaftsleistung der Eurozone werde in Italien generiert.
Es gebe enge Verknüpfungen zwischen Deutschland und Italien, sagte der DIW-Präsident. Viele deutsche Banken hätten dort Kredite vergeben, viele Unternehmen betrieben intensiven Handel. "Wenn Italien also auch nur annähernd in Schieflage gerät, ist es zu groß, grundlegend gerettet werden zu können. Dann wird es düster aussehen für Europa", mahnte Fratzscher.
Die Situation sei umso bedrohlicher, da der Europäischen Zentralbank (EZB) die Hände gebunden seien: "Die EZB kann nicht sagen: Der politische Wille, aus dem Euro auszusteigen, ist vielleicht da - aber wir hindern die Regierung daran", sagte der Ökonom. Wenn die EZB Italien nicht stabilisieren könne, "kann es letztlich niemand".
Der DIW-Präsident pochte deshalb auf eine rasche Antwort der deutschen Regierung auf die Vorschläge des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Die Regierung müsse die italienischen Verhältnisse als "Weckruf" wahrnehmen. "Was brauchen wir denn noch, um endlich aufzuwachen und auf die Reformvorschläge Macrons einzugehen?", sagte Fratzscher. Die Bundesregierung müsse sich endlich bewegen, "einen konkreten Plan auf den Tisch legen und sagen, was sie will".
Am Sonntag war in Italien die Bildung einer Regierung zwischen der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtsextremen Lega gescheitert, die eine euro-skeptische Politik verfolgte und den Sparkurs des hoch verschuldeten Landes beenden wollten. Das hatte in der EU und an den Finanzmärkten massive Sorgen ausgelöst.
Präsident Sergio Mattarella beauftragte am Montag den Pro-Europäer und Wirtschaftsexperten Carlo Cottarelli mit der Bildung einer Übergangsregierung, dieser kündigte vorgezogene neue Wahlen bis spätestens Anfang 2019 an.
Schon zum vierten Mal hat die "Presse" gemeinsam mit der "Frankfurter Allgemeinen" und der "Neuen Zürcher Zeitung" die 20 einflussreichsten Ökonomen des Jahres erhoben. Bild: WU Wien Die Presse (Clemens Fabry) Das Ranking ergibt sich aus folgenden Teilbereichen: Medien Das Schweizer Institut Media Tenor International hat analysiert, wie häufig Ökonomen von August 2016 bis Juli 2017 mit Einschätzungen in den Medien genannt wurden. Berücksichtigt wurden Zitate über mehr als vier Zeilen, wenn der Wissenschaftler als Ökonom oder Wirtschaftsforscher bezeichnet wurde.Politik „Welche sind die Ökonomen, deren Rat oder Publikationen Sie am meisten für Ihre Arbeit schätzen?“ Diese Frage stellten Econwatch, das Düsseldorf Institute for Competition Economics und die deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften in einer Umfrage Hunderten Politikern und Beamten.Wissenschaft Hier zählt die Zahl der Zitate aus den vergangenen Jahren. Diesen Index hat der Fachverlag Elsevier aus seiner Forschungsdatenbank Scopus berechnet. Für dieses Ranking wurden Zitate berücksichtigt, die in den Jahren 2013 bis 2017 veröffentlicht wurden. Klicken Sie weiter zu den Top 20 ... Die Presse (Clemens Fabry) Wirtschaftsuniversität, Wien Der gebürtige Steirer ist seit 1992 Vorstand des Instituts für Handel und Marketing an der WU. Schnedlitz beweist Konstanz und belegt wie im Vorjahr den 20. Platz. Sein stärkstes Feld sind die Medien – in der Politik fehlt es Schnedlitz aber an Einfluss. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Wifo, WienDer 1965 geborene Wifo-Ökonom Mahringer gilt als Experte für die Strukturen des Arbeitsmarktes. Er verliert gegenüber 2016 einen Platz, was vor allem auf eine geringere Medienaufmerksamkeit zurückzuführen ist. In den anderen zwei Bereichen verbessert er sich leicht. Wifo Universität St. GallenDer Tiroler Christian Keuschnigg war nach Bernhard Felderer kurz Chef des IHS. Zwar hat er sich mit dem Wirtschaftspolitische Zentrum (WPZ) ein zweites Standbein neben seiner Lehrtätigkeit in St. Gallen geschaffen – aber dennoch fällt er vor allem in der Politikumfrage zurück. (c) Die Presse (Clemens Fabry) EcoAustria Der neue Direktor von EcoAustria ist ein Neueinsteiger. Thomas ist Experte für Budgets und politischer Reformen. Als Vorstand des Vereins EconWatch ist er seit 2013 auch an der Konzeption des Rankings beteiligt und verantwortet in Kooperation mit der ZBW die Politikumfrage. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Wirtschaftsuniversität, WienDie WU-Professorin Sigrid Stagl kann sowohl in der Politik als auch bei der Forschung punkten. Die Leiterin des Instituts für „Ecological Economics“ an der WU schafft es in der Politikumfrage in die Top Ten. In Sachen Medienaufmerksamkeit hapert es aber weiterhin. Wirtschaftsuniversität, Wien Der 1975 in Sevilla geborene Cuaresma unterrichtet seit 2010 an der WU und ist Institutsvorstand für Volkswirtschaftslehre. Der Neueinsteiger kann sich in allen Säulen gut etablieren und profitiert vor allem von einem starken sechsten Platz im Forschungsbereich. (c) WU Wien Industriellenvereinigung, Wien Christian Helmenstein profitiert in der Forschungssäule bis heute von seinen frühen Arbeiten zum Thema „Braindrain“. In der Politikumfrage fällt der Chefökonom der Industriellenvereinigung aber aus den Top Ten – und muss insgesamt sieben Plätze abgeben. (c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER) IHS, WienNach dem Antritt von Martin Kocher als IHS-Chef musste Helmut Hofer ein bisschen Medienaufmerksamkeit einbüßen. Der Experte für Arbeitsmarkt, Lohnstrukturen und Konjunktur verliert im Gesamtranking aber nur zwei Plätze gegenüber dem Vorjahr. IHS DIW, Berlin/ Uni BerlinDer ehemalige EZB-Ökonom, Wirtschaftsweise und Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung genießt auch in Österreich hohes Ansehen. Fratzscher verteidigt seinen dritten Rang im Forschungsranking und verbessert sich insgesamt um einen Platz. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Uni LuzernDie Euro-Krise ist vorbei? Nicht, wenn es nach Hans-Werner Sinn geht. Der ehemalige Chef des Ifo-Instituts gehört zu den bekanntesten Kritikern der Rettungspolitik in der EU. Seit einem Jahr ist er offiziell in Pension, bleibt aber Gastprofessor an der Uni in Luzern. (c) imago/Müller-Stauffenberg (imago stock&people) Ifo-Institut, München Der aus Münster stammende Clemens Fuest hat sich nach einem Jahr als Chef des Münchner Ifo-Instituts etablieren können. Der Ordoliberale Ökonom verbessert sich um vier Plätze gegenüber 2016 – auch wenn die österreichische Politik seinen Rat bisher kaum sucht. (c) imago/Reiner Zensen (imago stock&people) Wifo, Wien Nur einen Platz muss Stephan Schulmeister gegenüber dem Vorjahr abgeben. Der leidenschaftliche Gegner des Neoliberalismus hat sich zuletzt aus der Öffentlichkeit ein bisschen zurück gezogen. In der Politik bleibt er ein gefragter Ideengeber: Platz drei. (c) Clemens Fabry Donau Uni Krems Gottfried Haber gilt in der Politikumfrage spätestens seit vergangenem Jahr als Geheimtipp. Den starken fünften Platz in der Gesamtwertung von 2016 kann er aber nicht halten. Der Experte für Gesundheitsökonomie fällt im Medienranking um sieben Plätze. Die Presse (Michaela Bruckberger) WU, Wien Der ehemalige Wifo-Chef Karl Aiginger fällt heuer leicht zurück. Als Gastprofessor an der WU und Mitglied der „Querdenkerplattform: Wien - Europa“ bleibt er aber ein beliebter Gesprächspartner der Medien. Im Politikranking verliert Aiginger heuer sechs Plätze. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Universität Linz Pfusch und Schattenwirtschaft sind die Spezialgebiete des in Konstanz geborenen Friedrich Schneider. Seit mehr als drei Jahrzehnten lehrt der Ökonom in Linz. Zwei Jahre lang lag der forschungsstarke Schneider auf Platz eins, muss sich heuer aber erneut geschlagen geben. Wifo, WienDie Steuerexpertin des Wifo Margit Schratzenstaller holt sich ihre bisher beste Position. Zwar leidet sie weiterhin an einer mageren Ausbeute an wissenschaftlichen Zitaten – ist dafür aber umso stärker, was den politischen Einfluss betrifft. Da verbessert sie sich um sieben Plätze. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Economica Institut Wien Bernhard Felderer schafft es nach einem starken Jahr nur knapp nicht aufs Stockerl. Der Präsident des Fiskalrates und ehemalige Chef des IHS hat aber noch immer das Ohr der Politiker. Kein Ökonom wurde in der Umfrage öfter als Einfluss genannt als Felderer. (c) Die Presse (Clemens Fabry) IHS Wien/LMU München Martin Kocher bildet als Chef des Instituts für Höhere Studien gemeinsam mit Christoph Badelt sozusagen die neue ökonomische Doppelspitze des Landes – und landet bei den Medien folgerichtig auf Platz zwei. Er ist seit 2011 VWL-Professor an der LMU München und gilt als einer der aktivsten Forscher auf dem Gebiet der experimentellen Wirtschaftsforschung. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Wifo, Wien Nur wenige Tage nach dem Erscheinen des letzten Rankings hat Badelt seinen Job als Chef des Wifo angetreten. Der ehemalige Rektor der Wiener WU ist Experte für Wohlfahrtsstaat und Sozialpolitik. Der 66-Jährige hat sich gegenüber 2016 um 14 Plätze verbessert und landet erstmals auf dem Stockerl. Vor allem in der Medienwertung konnte Badelt reüssieren. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Universität ZürichErnst Fehr ist im vergangenen Jahr direkt auf Platz eins eingestiegen und konnte diesen heuer verteidigen. Mit mehr als 13.000 Forschungszitaten lässt er die Konkurrenz in diesem Bereich weit hinter sich. Der 61-jährige Experte für Verhaltensökonomie stammt ursprünglich aus Vorarlberg und lehrt seit 1994 als ordentlicher Professor in Zürich. (c) Mirjam Reither Top 20: Diese Ökonomen prägen Österreich Mit einem Twitter-Ranking gibt das Online-Magazin Makronom einmal pro Quartal einen Eindruck darüber, welchen Ökonomen, Journalisten und Bloggern es am besten gelingt, ihre Analysen, Berichte und Meinungen über den Kurznachrichtendienst zu verbreiten und zu diskutieren. Das Ranking umfasst knapp 400 Profile. Der Score, ein von der Firma Klout entwickelter Index, gibt an, wie groß der Einfluss einer Person auf sozialen Netzwerken ist. Der Maximalwert beträgt 99. Bei gleichem Score entscheidet die Zahl der Follower über die Platzierung. Der Score wird durch mehr als 400 Signale ermittelt. Der größte Teil dieser Signale basiert darauf, wie andere Menschen auf die Tweets oder Posts des jeweiligen Profils reagieren. APA/AFP/LEON NEAL Unter den ersten 100 Ökonomen befinden sich auch sechs Österreicher, den Anfang macht Harald Oberhofer, seit 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und Professor an der Wirtschaftsuniversität in Wien. Er ist ein Neueinsteiger im Ranking. Mit 256 Followern hält er bei einem Score von 46 Punkten. (c) © eric kruegl Monika Köppl Turyna ist Ökonomin bei der Agenda Austria. Dort beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit Föderalismus. Die 32-jährige gebürtige Polin hat wie Michael Christl 2015 den „Young Economists Award“ der renommierten Nationalökonomischen Gesellschaft (NoeG) erhalten. Sie hat 920 Follower und hat ein Score von 49 Punkten vorzuweisen. (c) agenda austria Walter Otto Ötsch ist seit 2015 ist an der Cusanus Hochschule in Deutschland als Professor für Ökonomie und Kulturgeschichte tätig. Der österreichische Ökonom war sechs Jahr Vorstand an der JK-Universität in Linz. Er hält bei 1779 Followern und einem Score von 49 Punkten. (c) ötsch Michael Christl gehört ebenfalls dem Think Tank Agenda Austria an. Die Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind Untersuchungen über Pensionssysteme, Steuern und Arbeitsmarkt. Der Volkswirtschafter kann mit 499 Followern sein Score um einen Punkt auf 51 verbessern. (c) agenda austria Stephan Schulmeister konnte sich von Rang 90 weiter nach vorne arbeiten. Der 70-Jähriger ist seit 1972 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Schulmeister kommt auf 4047 Follower und ein Score von 54 Punkten. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Franz Schellhorn leitet die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria. Der 48-jährige ehemalige Wirtschaftsjournalist verbesserte sich im Ranking um drei Plätze. Schellhorn hat 6395 Follower und ein stark verbessertes Score von 58 Punkten aufzuweisen. Die guten Einzelplatzierungen verschaffen der Agenda Austria in der Teamwertung Rang vier. Weiter geht es mit den zehn Bestplatzierten. (c) Die Presse Gerade noch in die Top Ten hat es der deutsche Henrik Enderlein geschafft. Der Wirtschaftswissenschaftler ist Vizepräsident und Professor für Politische Ökonomie an der Hertie School of Governance in Berlin sowie Direktor des Think Tanks „Jacques Delors Institut“. Er schafft mit 6242 Followern ein Score von 61 Punkten. (c) org.wikipedia.de Stefan Sell lehrt Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik, Sozialwissenschaften an der Hochschule Koblenz. Der Deutsche hat 4807 Follower und erreicht ein Score von 62 Punkten. (c) Sell Institut Dennis Dittrich ist Wirtschaftsprofessor am Touro College, einer privaten Hochschule mit Sitz in Berlin. Er hat 8091 Follwer, sein Score geht um einen Punkt auf 62 zurück. (c) touroberlin Im Jahr 2009 gründete Peter Barkow die strategische Finanzierungsberatung Barkow Consulting, deren geschäftsführender Gesellschafter er heute ist. Marktführer in Banking und Immobilien zählen zu seinen Kunden. Seine Followerzahl baut er auf 8855 aus, sein Score bleibt stabil bei 62 Punkten. (c) barkow Justus Haucap ist Wirtschaftswissenschaftler mit den Schwerpunkten Wettbewerb, Regulierung und Monopole. der 48-jährige Deutsche mit 3001 Followern legt im Score auf 63 Punkte zu. (c) dice hhu Christian Odendahl ist Chefökonom im Think Tank "Centre for European Reform". Odendahl kommentiert das Wirtschaftsgeschehen in zahlreiche europäischen Medien. Die Zahl seiner Follower ist fünfstellig (10.854), seine Punktanzahl im Ranking beträgt 63. (c) cer.eu Andreas Peichl ist Leiter des ifo Zentrums für Konjunkturforschung und Befragungen in München. Peichl wechselte im Sommer 2017 vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zum ifo. Er hält zwar bei nur 1298 Followern, sein Score verbesserte er jedoch um fünf Punkte auf 64. (c) youtube Marcel Fratzscher leitet seit Februar 2013 das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Zudem ist der deutsche Ökonom Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er verbessert sich um neun Plätze und hält mit 7236 Followern bei einem Score von ebenfalls 64. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Dina Pomeranz ist die einzige Frau unter den besten 10. Die Schweizerin ist Assistenzprofessorin für Mikroökonomie an der Universität Zürich. Mit 19.643 Followern liegt sie im Ranking auf Platz 2. Sie hält bei einem Score von 69 Punkten. (c) Uni Zürich Max Roser ist unangefochten weiter die Nummer 1 im Ranking. Der 34-jährige Ökonom arbeitet an der Oxford Universität. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Statistiken so zu präsentieren, dass sie jeder versteht und auch gerne anschaut. Mit einem Score von 74 Punkten liegt er deutlich voran. Beeindruckend ist auch die Zahl von 110.114 Followern. (c) maxroser.com Ökonomen, die auf Twitter am meisten Einfluss haben (APA/AFP)
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