Deutsche Exporteure im Stimmungstief

Autostadt Volkswagen AG Deutschland Germany Wolfsburg Niedersachsen Lower Saxony 28 04 2016 In
Autostadt Volkswagen AG Deutschland Germany Wolfsburg Niedersachsen Lower Saxony 28 04 2016 Inimago/IPON
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Der Index des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo hat den tiefsten Stand seit eineinhalb Jahren erreicht. Der Handelsstreit mit den USA hinterlässt seine Spuren.

Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren hat im Juni den siebten Monat in Folge nachgelassen. Das Barometer für die Exporterwartungen fiel um 1,2 auf 12,4 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag unter Berufung auf eine Umfrage unter 2300 Unternehmen mitteilte. Das ist der schlechteste Wert seit rund anderthalb Jahren.

"Die nachlassende weltwirtschaftliche Dynamik hinterlässt ihre Spuren bei den deutschen Exporteuren", erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest.Erstmals seit Dezember 2016 gehe die deutsche Autoindustrie von keinen Zuwächsen bei ihren Exporten mehr aus. "Auch die Erwartungen der Elektroindustrie sowie der Nahrungsmittelhersteller erhielten einen deutlichen Dämpfer", führte Fuest aus. Deutlich optimistischer mit Blick auf das Auslandsgeschäft zeigte sich hingegen die Textil- und Bekleidungsbranche.

Zölle auf Autos als Drohpotenzial

Der deutschen Industrie macht der Handelsstreit mit den USA zu schaffen. US-Präsident Donald Trump droht mit Strafzöllen von 20 Prozent auf Autoimporte aus der EU, nachdem bereits für Aluminium und Stahl höhere Zölle gelten. Auch der langsamere Aufschwung der Euro-Zone belastet Export-Europameister Deutschland. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) senkte deshalb seine Prognose für das Wachstum der Ausfuhren in diesem Jahr von 6,5 auf fünf Prozent.

Generell ist die Stimmung in den Unternehmen so schlecht wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Juni um 0,5 auf 101,8 Punkte und damit zum sechsten Mal in sieben Monaten.  Ökonomen hatten mit einem etwas stärkeren Rückgang auf 101,7 Zähler gerechnet. "Der Rückenwind für die deutsche Wirtschaft flaut ab", sagte Fuest zu der Umfrage unter rund 9000 Managern. Diese beurteilten ihre Geschäftslage schlechter, während die Aussichten für die kommenden sechs Monate unverändert blieben.

In allen großen Branchen ließ der Optimismus der Führungskräfte nach. "Der Boom ist vorbei", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe dazu. "Die deutsche Wirtschaft ist auf dem Weg in die Normalisierung." Der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Handelsstreit belaste. Zölle auf Autoimporte würde Deutschland besonders treffen. "Das bedroht die globalen Wertschöpfungsketten, die die Unternehmen in den zurückliegenden 20 Jahren aufgebaut haben", warnte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Die deutsche Industrie steckt in der längsten Auftragsflaute seit der weltweiten Finanzkrise 2008/09: Die Bestellungen schrumpften zuletzt vier Monate in Folge. Der Export-Europameister bekommt dabei den Zollstreit mit den USA, andere weltweit zunehmende Handelshürden sowie die Verunsicherung durch den näher rückenden EU-Austritt Großbritanniens zu spüren. Auch im Handel, in der Baubranche und bei den Dienstleistern trübte sich die Stimmung ein.

(reuters)

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