Österreich zahlte 2017 mehr für Energieimporte

Der Löwenanteil entfällt auf die Einfuhr von Erdöl und Erdölprodukten.
Der Löwenanteil entfällt auf die Einfuhr von Erdöl und Erdölprodukten.(c) REUTERS
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Jeder Österreicher – vom Säugling bis zum Greis – gab im Vorjahr durchschnittlich rund 1000 Euro für Energieimporte aus. Der Löwenanteil entfiel dabei auf die Einfuhr von Erdöl und Erdölprodukten.

Wien. Die Netto-Energieimporte haben Österreich voriges Jahr rund 7,91 Mrd. Euro gekostet – mehr als 2016, aber weniger als die Jahre davor. Diese Netto-Einfuhrkosten verstehen sich bereits abzüglich der heimischen Energie-Exporte im Ausmaß von 2,8 Mrd. Euro.

Insgesamt, brutto, betrugen die Ausgaben für mineralische Brennstoffe nämlich 10,7 Mrd. Euro, so die Österreichische Energieagentur am Dienstag. Der Löwenanteil der brutto 10,7 Mrd. Euro entfiel auf die Einfuhr von Erdöl und Erdölprodukten mit 6,2 Mrd. Euro sowie den Erdgasimport von 2,6 Mrd. Euro.

In der Netto-Betrachtung, die die Energieexporte mitberücksichtigt, beträgt der Anteil dieser Energieträger 88 Prozent. Dieser Fossilenergie-Anteil ist fast durchgehend von Jahr zu Jahr gesunken, 2014 waren es beispielsweise noch 93 Prozent, 2012 sogar 96 Prozent und 2010 noch höhere 97 Prozent gewesen.

Gegenüber 2016 stiegen die Zahlungen für Erdölimporte 2017 um 19 Prozent und für Erdgasimporte um elf Prozent, so die Energieagentur.
In der Netto-Betrachtung ergab sich für Erdöl und Erdgas noch immer ein Kostenplus von 15 beziehungsweise zehn Prozent. Das summierte sich für 2017 auf Mehrausgaben von netto 0,8 Mrd. Euro. Für die Energieimporte insgesamt entstanden zusätzliche Kosten von netto 1,2 Mrd. Euro (plus 18 Prozent), heißt es.

Höheren Preise schlagen durch

Die Steigerung bei Erdöl und Erdölprodukten war laut Energieagentur aber kein Mengeneffekt, denn die Nettoimporte stiegen gegenüber 2016 lediglich um 0,6 Prozent. Auch der Bruttoinlandsverbrauch dieser Energieträger veränderte sich mit plus 0,1 Prozent ebenfalls nur geringfügig.

„Hier schlugen also die höheren Preise durch“, wird betont. Das sei anhand von Brent-Nordseeöl gut nachvollziehbar: Der Preis zog gegenüber 2016 um 24 Prozent an.

Ein anderes Bild bot dagegen Erdgas: Hier nahm die netto importierte Menge mit plus 14 Prozent stärker zu als ihr Wert (plus zehn Prozent). „Das zeigt, dass sich die Preisentwicklungen von Erdöl und Erdgas im Vergleich zu früheren Jahren weiter voneinander entkoppelt haben“, so die Energieagentur.

Größter Erdgas-Lieferant Österreichs ist bekanntermaßen Russland. Die gesamten Importe von dort – hauptsächlich Brennstoffe und Energie – wuchsen voriges Jahr laut endgültigen Zahlen der Statistik Austria um 12,3 Prozent auf 2,8 Mrd. Euro. Brennstoffe und Energie standen 2017 nach früheren Angaben für gut 82 Prozent der heimischen Einfuhren aus Russland.

Die Energieimport-Ausgaben erreichten laut Energieagentur 2017 netto zwar nicht die bisher höchsten Ausgaben von zehn bis 12,8 Mrd. Euro der Hochpreis-Phase von 2011 bis 2014 (mit einem Peak im Jahr 2012). Aber auch ein Abfluss von knapp acht Mrd. Euro wie im Jahr 2017 sei „im Hinblick auf die Kaufkraft keine Kleinigkeit“, weist Energieagentur-Geschäftsführer Peter Traupmann auf die volkswirtschaftliche Dimension hin: „Jede Österreicherin, jeder Österreicher – vom Säugling bis zum Greis – zahlte 2017 rund 1000 Euro für Energieimporte.“

Defizit bei der Handelsbilanz

Auf das Ergebnis der österreichischen Handelsbilanz hätten diese Ausgaben jedenfalls maßgeblichen Einfluss. Diese habe 2017 ein Defizit von 5,7 Mrd. ausgewiesen. Ohne die Kosten allein für die Einfuhr von Erdöl, Erdölprodukten und Erdgas (netto knapp 7 Mrd. Euro) hätte Österreich bereits einen Überschuss im Warenverkehr – von rund 1,29 Mrd. Euro – erzielt.

Allerdings wäre der Überschuss ohne diese Energieeinfuhren in früheren Jahren noch höher gewesen, vor allem 2012 bis 2015.

Ein wichtiger Hebel zur Senkung der Energieimporte liege in der Modernisierung der Heizsysteme, betont Herbert Lechner, wissenschaftlicher Leiter der Energieagentur. Darüber hinaus sei die technologische Transformation des Verkehrssektors von großer Bedeutung. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2018)

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