Warum gehen Wiener Arbeitslose kaum nach Tirol?

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In Tirol ist die Arbeitslosenquote auf 3,3 Prozent gesunken. In Wien dagegen ist die Quote mit 11,8 Prozent weiterhin hoch. Obwohl es in anderen Bundesländern mehr offene Stellen gibt, wollen die Wiener nicht wegziehen.

Wien. Tirol ist in Österreich das Jobwunderland. Wie die am Mittwoch veröffentlichten Arbeitslosenzahlen zeigen, ist in Tirol die Arbeitslosigkeit im Juli auf 3,3 Prozent gesunken. „Das ist der niedrigste Stand seit Juli 2007“, freut sich das Tiroler AMS. Auch in Wien geht die Arbeitslosigkeit zurück. Doch die Quote ist hier mit 11,8 Prozent noch immer viel zu hoch. Zum Vergleich: In ganz Österreich liegt die Arbeitslosenquote bei 6,9 Prozent. Trotz intensiver Bemühungen durch das Arbeitsmarktservice ziehen aber nur relativ wenig Arbeitslose von Wien nach Westösterreich. Dies zeigt eine Sonderauswertung des Wiener AMS, die der „Presse“ vorliegt.

So konnte das Wiener AMS vom Oktober 2017 bis März 2018 in Summe 76.466 Jobs vermitteln. Davon waren nur 420 Wiener Arbeitslose bereit, in Tirol einen Job anzunehmen. Nach Vorarlberg wechselten 189 Personen. Um die Mobilität zu erhöhen, werden Arbeitslose, die eine weit entfernte Beschäftigung oder eine Lehrausbildung annehmen, unter bestimmten Voraussetzungen finanziell gefördert.

So können pro Monat maximal 260 Euro als Fahrtkostenzuschuss und bis zu 400 Euro als Mietkostenzuschuss beantragt werden. Allerdings darf das monatliche Bruttoeinkommen nicht über 2300 Euro liegen. Die Entfernungsbeihilfe kann für maximal 104 Wochen gewährt werden, bei Lehrlingen für die gesamte Dauer der Ausbildung.

In Summe gab es im Juli österreichweit 340.593 arbeitslose Personen und Schulungsteilnehmer. Das ist um 8,0 Prozent weniger als vor einem Jahr. Besonders erfreulich ist die Entwicklung bei Männern (hier sank die Arbeitslosigkeit um 9,9 Prozent) und bei Inländern (minus 10,4 Prozent). Bei Ausländern geht die Arbeitslosigkeit nur langsam zurück (minus 2,6 Prozent). Fast jeder dritte Arbeitslose und Schulungsteilnehmer stammt aus dem Ausland.

Die Zahl der offenen Stellen hat sich im Juli um 21,6 Prozent auf 79.099 erhöht. Die meisten offenen Stellen registrierte das AMS in Oberösterreich (19.957), gefolgt von der Steiermark (12.634) und Niederösterreich (12.244). In Wien bleibt die Lage angespannt. Denn hier gab es zuletzt 138.543 Arbeitslose und Schulungsteilnehmer. Für sie standen aber nur 11.809 offene Stellen zur Verfügung.

Im EU-Vergleich liegt Österreich bei der Arbeitslosenquote auf Platz neun. Spitzenreiter sind Tschechien und Deutschland.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2018)

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