Türkische Lira sackt ab: Analysten warnen vor Zahlungskrise

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Die Sanktionen der US-Regierung gegen zwei türkische Minister verunsichern die Märkte. Die Türkei sei anfällig für einen Abzug von Kapital.

Die Eskalation des Streits zwischen der Türkei und den USA wegen eines inhaftierten Pastors hat am Donnerstag die türkische Währung und die Börse unter Druck gesetzt. Die Lira sackte auf ein Rekordtief ab. Ein Dollar kostete im Gegenzug mit 5,09 Lira so viel wie noch nie. Der Leitindex der Börse in Istanbul gab mehr als drei Prozent 94.153 Zähler nach.

"Die Sanktionen der US-Regierung gegen zwei türkische Minister haben Ängste am Markt geschürt, dass noch weitere Maßnahmen und entsprechende Gegenmaßnahmen folgen könnten", sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "Investoren mögen diese politische Eskalation nicht."

Die tatsächlichen Folgen der Sanktionen gegenüber Innenminister Süleyman Soylu und Justizminister Abdulhamit Gül hielten sich für die türkische Wirtschaft bisher in Grenzen, erklärte DZ-Bank-Analyst Sören Hettler. Denn es sei bisher nur das in den USA befindende Vermögen der Regierungsmitglieder eingefroren worden. Zudem sei es US-Unternehmen untersagt worden, Geschäfte mit den Betroffenen zu machen. Problematisch wären für die Türkei aber Maßnahmen, die den Zugang zu den internationalen Finanzmärkten einschränkten, fügte Hettler hinzu. Die Türkei sei auf Kapitalgeber angewiesen und die bestehende Auslandsverschuldung sei zu einem wesentlichen Teil kurzfristig finanziert. Damit sei sie anfällig für einen Abzug von Kapital. Sollte dieser Fall eintreten, würde das Risiko einer Zahlungsbilanzkrise zunehmen.

(APA/Reuters)

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