Anderswo längst Usus, für die Franzosen eine Revolution ab 1. Jänner: der direkte Abzug der Steuer am Lohnzettel. Man fürchtet einen Konsumeinbruch, weil sich die Bürger ärmer fühlen.
Wien/Paris. Jetzt gibt es kein Zurück mehr: In den Abendnachrichten hat Frankreichs Premier Édouard Philippe endgültig grünes Licht gegeben für den direkten Abzug der Steuer auf dem Lohnzettel ab dem Jahreswechsel. Vorausgegangen war dem nicht nur ein Fast-Rückzieher von Präsident Macron vor eineinhalb Wochen. Sein Zögern und Zaudern hat Tradition: Seit sieben Jahrzehnten ringt die französische Politik um diese Umstellung. Schon sechs Präsidenten nahmen Anlauf, bekamen kalte Füße und gaben das Vorhaben auf.
Womit Frankreich fast das letzte Land in Europa ist, wo Arbeitnehmer ihre Lohneinkünfte mit einer Steuererklärung im Folgejahr deklarieren. Davor leisten sie teils drei, teils zehn Vorauszahlungen (was bei uns nur für andere Einkunftsarten üblich ist). Natürlich ist der direkte Abzug praktischer, vor allem für den Fiskus. Aber auch die Steuerzahler wissen damit besser und früher, wie viel sie sich tatsächlich leisten können. Warum hat es also so lang gedauert? Und wovor fürchtet man sich?