Schaffen Rohstoffe die Wende?

Lässt Chinas Rohstoffhunger nach, wirkt sich dies auch auf die Preise aus.
Lässt Chinas Rohstoffhunger nach, wirkt sich dies auch auf die Preise aus.(c) REUTERS (Thomas Mukoya)
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In der ersten Jahreshälfte hatte es an den Rohstoffmärkten noch nach Erholung ausgesehen. Das hat sich inzwischen geändert. Doch könnte es bald zu Überraschungen kommen.

Wien. Ein starker Dollar, Spannungen in den globalen Handelsbeziehungen und Bedenken, dass die Nachfrage aus China sinken könnte – all das hält die globalen Rohstoffmärkte im Bann.

Der Bloomberg-Commodity-Index, der vereinfacht gesagt die Preisentwicklung von 22 Rohstoffen – darunter Edelmetalle, Öl, Industriemetalle und Agrarrohstoffe – widerspiegelt, ist im dritten Quartal um 2,5 Prozent gefallen. Schon die beiden vorangegangen Quartale hatte er negativ abgeschlossen – somit handelt es sich um die längste Verlustserie in mehr als drei Jahren.

Große Banken wie Goldman Sach oder JP Morgan sind jedoch der Ansicht, dass sich das Blatt bald wenden könnte. Denn die Zeichen in den wichtigsten Volkswirtschaften stehen nach wie vor auf Wachstum. Auch mehren sich die Signale nach einem knapperen Angebot an den Rohstoffmärkten – was sich im Allgemeinen preissteigernd auswirkt.

Doch nicht alle teilen diese Meinung: „Insgesamt sind wir bei Rohstoffen noch vorsichtig“, sagt Rob Haworth von Wealth Management: „Die Schwellenländer bleiben in gewisser Weise gestresst.“

Börsengehandelte Rohstoff-Indexfonds (ETFs) haben seit April jedenfalls 23 Mrd. Dollar verloren. Allein im dritten Quartal zogen Anleger 2,6 Mrd. Dollar aus Produkten ab, die auf steigende Kurse setzen.

In den vergangenen Jahren waren es vor allem hohe Lagerbestände, die die Preise an den Rohstoffmärkten nach unten gedrückt haben. Vor der Finanzkrise hatten sich viele Rohstoffproduzenten auf eine stark wachsende Nachfrage aus den Schwellenländern eingestellt. Diese wuchs dann aber letztlich doch nicht so stark wie erwartet. Doch die Unternehmen hatten bereits Projekte mit langer Vorlaufzeit gestartet, deren Stilllegung sich in vielen Fällen nicht mehr auszahlte. So war das Angebot an den Rohstoffmärkten zu hoch.

Den einen Rohstoffpreis gibt es allerdings nicht. Der Markt setzt sich aus unterschiedlichen Sektoren, wie Industrie- oder Edelmetallen oder Agrarrohstoffen, zusammen. Und hier gab es höchst unterschiedliche Entwicklungen.

Metalle auf Talfahrt

Besonders schlecht lief es heuer beispielsweise für den Goldpreis. Die Experten der Commerzbank weisen in einer Analyse darauf hin, dass der Goldpreis im September zum sechsten Mal in Folge gefallen ist – ein Negativrekord seit dem Jahr 1997. Die Entwicklung ist für die Analysten selbst allerdings überraschend: „Dass sich der Goldpreis trotz zahlreicher Gefahren für die Konjunktur und die Finanzmärkte schwertut, ist aus unserer Sicht fundamental wenig nachvollziehbar.“ Eine Feinunze kostet derzeit rund 1190 Dollar – das ist ein Minus von zehn Prozent seit Jahresbeginn. Der Dollar ist derzeit sehr stark, was sich negativ auf den Goldpreis auswirkt.

Auch für Industriemetalle sah es 2018 schlecht aus. Aluminium kostet um zehn Prozent weniger als im Jänner, bei Kupfer macht das Minus 14 Prozent, bei Blei 18 Prozent und bei Zink sogar 22 Prozent aus. Der Handelskonflikt zwischen China und den USA sorgt für Verunsicherung, ebenso die eingangs erwähnte Angst vor einer Abkühlung der chinesischen Konjunktur. Das Land ist immerhin ein großer Rohstoffverwerter.

Der Kupferpreis machte im September jedoch etwas an Boden gut, da Investoren hoffen, dass China als Folge der US-Importzölle mehr in die eigene Infrastruktur investiert – auch um seine Wirtschaft zu stützen. Laut Analysten von JP Morgan könnte dies sogar eine Jahresendrallye in einigen der schwächsten Rohstoffsektoren auslösen. (Bloomberg/nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2018)

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