Investoren machen Bogen um Italien

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Die Renditen italienischer Bonds klettern auf Mehrjahreshoch, Aktien sind unter Druck.

Wien. Matteo Salvini ist nicht gerade für seine Zurückhaltung bekannt. Am Montag holte der stellvertretende italienische Ministerpräsident zum verbalen Rundumschlag gegen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker und Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici aus. „Die Feinde Europas sind diejenigen, die im Bunker von Brüssel verschanzt sind“, sagte er wortwörtlich, wohlgemerkt auf einer Pressekonferenz, die Salvini gemeinsam mit der Chefin der französischen Rechtspopulisten, Marine Le Pen, abhielt. Dazu muss man wissen: Die Regierungskoalition in Rom aus populistischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega liegt derzeit wegen ihrer Haushaltspolitik für 2019 im Clinch mit Brüssel.

Die EU moniert, dass das strukturelle Defizit, bei dem Einmaleffekte und Konjunkturschwankungen herausgerechnet werden, um 0,8 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung steigt. Die Kommission hat allerdings eine Reduzierung dieses Fehlbetrags um 0,6 Prozent gefordert.

Es ist diese Nichtübereinstimmung, die am Montag unmittelbar zu negativen Auswirkungen auf den Finanzmärkten geführt hat. Die Renditen zehnjähriger italienischer Anleihen kletterten auf ein Viereinhalbjahreshoch. „Wir sind überrascht von der Stärke der Kursreaktion auf den Anleihemärkten“, sagt dazu Antoine Bouvet von der Investmentbank Mizhuo.

Nur Hellas' Renditen höher

Konkret beläuft sich die Rendite der italienischen Zehn-Jahres-Papiere auf rund 3,5 Prozent – das ist um 77 Prozent mehr als noch zu Jahresbeginn. Auch kletterte der Renditeabstand zu den vergleichbaren deutschen Bundesanleihen auf den höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren. Zwar ist auch die Renditekurve deutscher Anleihen seit Jahresbeginn nach oben gegangen, aber eben bei Weitem nicht so stark. Innerhalb der Eurozone zahlt nur noch Griechenland mehr.

Höhere Refinanzierungskosten können auch die italienischen Banken hart treffen. Berechnungen zufolge ist das Kernkapital der Institute im zweiten Quartal deshalb bereits zurückgegangen.

Italienische Banken halten traditionellerweise die Schuldscheine ihres Landes. Sinken die Kurse der Papiere, wirkt sich das auf die Eigenkapitalberechnungen der Banken aus. An der Börse zeigten die Kurse einiger Institute nach unten. Das belastete auch den Leitindex. Der steht nämlich kurz davor, in einen Bärenmarkt zu fallen. (ag./nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2018)

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