Steirer-Bauern: "Handelsketten sollen uns nicht an die Wand drücken"

A group of piglets inside their stall
A group of piglets inside their stall(c) Erwin Wodicka - BilderBox.com (Erwin Wodicka - BilderBox.com)
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Die Agrarier orten starken Preisdruck durch den Handel, etwa bei den Schweinen. Auch wenn der Dialog mit den Händlern gesucht wird, wollen die Bauern weitergehende Maßnahmen nicht ausschließen.

Die steirische Bauernkammer ortet eine Preismisere für die Erzeuger von Äpfeln und Schweinefleisch. Landesrat Hans Seitinger (ÖVP) kritisierte am Freitag in Graz bei einer Pressekonferenz unter anderem den Handel: "Wir haben Höchstauflagen, etwa beim Tierschutz und zugleich werden bei Fleisch 50 Prozent Rabatte gegeben." Seitinger sagte jedoch, man wolle "keinen Krieg ausrufen, wir suchen das Gespräch. Aber man soll uns nicht an die Wand drücken".

Er kündigte auch noch an, dass man zwei Maßnahmen in Betracht ziehe: den Einsatz von anonymen Testkäufern und gegebenenfalls ein Veröffentlichen der Ergebnisse und als eine Art letztes Mittel Blockaden. Eine Zusammenarbeit mit der in ersterer Hinsicht versierten Arbeiterkammer sei eine Anregung, aber da habe man doch unterschiedliche Vorstellungen. In Bezug auf Blockaden sagte Seitinger, man habe da nicht Lebensmittelmärkte im Auge, sondern Auslieferungslager.

"85 Prozent kassieren andere"

Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein zog am Beispiel eines Wiener Schnitzels einen drastischen Vergleich: "15 Prozent des Preises kommen beim Bauern an, 85 Prozent kassieren andere bis hin ins Verkaufsregal." Kurt Tauschmann, Obmann der steirischen Schweineerzeuger, ortete zwar eine große Treue der Handelsketten zu den steirischen Bauern, aber sein Stand könne nicht bei Weltmarktpreisen eine kleinstrukturierte Landwirtschaft erhalten. In Wurst etwa sollte man AMA-Gütesiegel-Qualitätsfleisch verarbeiten. Landesrat Seitinger wurde hier sarkastisch: "Wurst ist eine Götterspeise - nur der liebe Gott weiß, was drin ist. Da muss es eine Kennzeichnungspflicht der Herkunft des Fleisches geben."

Ein Kostenproblem wurde auch bei steirischen Äpfeln geortet: "Ein Obstbauer bekommt nur die Hälfte seiner Kosten bezahlt", sagte der Obmann der steirischen Obsterwerbsbauern, Rupert Gsöls. Ein Apfel aus der Oststeiermark habe zum Beispiel nur 30 Kilometer Transportstrecke in ein Grazer Geschäft, Obst aus anderen Kontinenten lege bis zu 18.000 Kilometer zurück.

Handelsvertreter auf die Höfe einladen

Mittels eines Fünf-Punkte-Plans soll "Fairness für unsere Bauern" erreicht werden, sagte Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher. Man wolle führende Vertreter der Handelsketten zu Dialoggesprächen auf steirischen Bauernhöfen geladen werden. Dabei sollten auch unfaire Preise für Bauern zum Thema gemacht werden- dazu zählen der Verzicht auf "horrende Listungsgebühren", verspätete Zahlungen, Last-Minute-Stornierungen oder einseitige Vertragsabänderungen. Die vom Handel verlangte höhere Qualität müsse auch entsprechend abgegolten werden. Der Kammerpräsident appelliert Appell an die Bevölkerung, zu heimischen Lebensmitteln zu greifen.

(APA)

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