Fairtrade: Ein Siegel unter Druck

Soto Abril will den Bauern hinter der Fairtrade-Banane greifbar machen.
Soto Abril will den Bauern hinter der Fairtrade-Banane greifbar machen. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Fairtrade-Chef Dario Soto Abril will an die Redlichkeit der Konzerne glauben. Auch wenn sie sein Siegel boykottieren. Er setzt auf neue Märkte, Blockchain und den guten alten Dialog.

Wien. Dario Soto Abril kommt gern nach Europa. Es ist ein Heimspiel für den internationalen Fairtrade-Chef. Wenn er hier Schulen besucht, erzählen ihm die Kinder, wie wichtig faire Preise für Lebensmittel sind. „In zwanzig Jahren sind sie es, die die Produkte kaufen.“

Tatsächlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie in zwanzig Jahren zur Konkurrenz greifen werden. Immer mehr Größen der Nahrungsmittelindustrie wie Nestlé, Milka-Mutter Mondelez oder Unilever haben längst eigene Nachhaltigkeitsprogramme gestartet. Oder sie sind zu Konkurrenten wie Rainforest Alliance und UTZ gegangen. Von Marktbeobachtern kommt Kritik: Die Großen heften sich das hippe Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne, umschiffen aber das Fairtrade-System, bei dem sie den Produzenten Mindestpreise zahlen müssten.

Der Druck der anderen

Abril will an ihre Redlichkeit glauben. „Wir wollen alle die Welt verändern. Die Vertreter, die ich treffe, haben gute Absichten.“ Seine NGO habe großen Einfluss auf die Konzerne gehabt, betont er gegenüber der „Presse“. „Früher wollten sie nicht einmal über den Preis reden, sondern nur über Produktivität und Diversifizierung.“ Heute würden sie ihm ehrlich antworten, dass das mit den fairen Preisen schwierig sei. „Sie stehen unter dem Druck der Mitbewerber.“ Unter dem Strich bedeutet dieser Druck für seine Organisation nichts Gutes. Die Tatsache, dass in Österreich selbst auf der Banane beim Diskonter das grün-blau-schwarze Logo pickt, verstellt den Blick aufs Ganze. Fairtrade kann nur ein Drittel der Waren seiner gut 1,6 Millionen Bauern als „fair“ verkaufen. Der Rest landet auf den konventionellen Märkten. Der Produzent erhält dann zwar noch immer den Mindestpreis, aber nicht die Prämie, die das Geschäft für ihn oft erst lukrativ macht.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.