Personalmangel: Skihütten führen Sperrtage ein

(c) Clemens Fabry
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Im Oktober waren 9.000 Stellen im Tourismus unbesetzt. Die bisher ausbleibenden Schneefälle machen vorerst Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr schwer.

Das lang anhaltende warme Herbstwetter hat die Winterbuchungen in den Tourismusbetrieben bisher etwas gebremst - statt Zuwächsen herrscht (vorerst) Stagnation. "Wir haben den gleichen Buchungsstand wie im Vorjahr", sagte WKÖ-Tourismusspartenobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Das ergab ein Rundruf in der Branche.

"Das ist bemerkenswert", so die Branchensprecherin. Denn bisher blieben Schneefälle weitgehend aus. Grüne Pisten lösen keinen Schub bei den Winterbuchungen aus. Und im Vorjahr war die Schneelage im Gegensatz zu heuer bereits zum Saisonstart erfreulich. "Wir sind mit der Buchungslage zufrieden, aber es gibt Luft nach oben", meinte Nocker-Schwarzenbacher, die selbst ein Hotel in St. Johann im Pongau führt.

600 Millionen Euro investiert

"Die Liftbetreiber schauen natürlich jeden Tag auf den Wetterdienst - sie brauchen tiefe Temperaturen." Die Seilbahn- und Liftwirtschaft habe heuer 600 Mio. Euro in Qualität und Sicherheit investiert. Die aktuellen Schneefälle "helfen uns enorm", sagte die Touristikerin. Die ersten Skigebiete hätten bereits aufgesperrt.

Die abgelaufene Wintersaison 2017/18 legte die Messlatte freilich hoch. Sie sei besonders gut gelaufen und habe ein Nächtigungsplus von rund fünf Prozent gegenüber dem Jahr davor gebracht. Vor allem deutsche Urlauber, die das Gros der Touristen ausmachen, seien verstärkt (plus 6,3 Prozent) gekommen. "Das war ein Winter mit perfekter Schneelage", betonte die Bundesobfrau der Tourismussparte in der Wirtschaftskammer.

Weihnachtsferien "sehr gut gebucht"

Erschwerend komme in der heurigen Saison 2018/19 die Lage der Osterfeiertage hinzu - die Ferien fallen auf einen späteren Termin. "Die Weihnachtsferien sind schon sehr gut gebucht, die Semesterferien laufen an und Ostern wird schwieriger heuer wegen des späten Termins", so Nocker-Schwarzenbacher.

Ein viel größeres Problem im Tourismus sind die vielen unbesetzten Jobs. Es mangelt an Fachkräften. "Da befinden wir uns in einem europaweiten Wettbewerb", sagte die Tourismus-Chefin der Kammer. Mitarbeiter seien dringend gesucht - "egal, wo man hinfragt". Im Oktober waren laut AMS 9.000 Stellen in der Gastronomie und in der Hotellerie offen - davon 1650 Lehrstellen. Die Branche wächst: Allein heuer seien jeden Monat 5.000 Beschäftigte hinzugekommen - im Juli habe der Beschäftigtenstand 238.000 erreicht. "Sie sehen, uns laufen die Fachkräfte nicht davon, sondern der Bedarf steigt", so Nocker-Schwarzenbacher. "Seit 2009 haben wir 40.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen."

Tourismus-Chefin bedauert niedriges Kontingent

Mittlerweile sei die Personalknappheit so stark, dass Betriebe zusätzliche Ruhetage einführen müssten. "Selbst bei den ersten Skihütten gibt es Ruhetage - vor einigen Jahren war das undenkbar", berichtete die Branchensprecherin. "Und nicht nur wir spüren das", so die Hotelbesitzerin. Es gebe zwar genug Skilehrer, aber nicht genug Mitarbeiter in den Skiverleih-Stationen oder in den Wellness-Bereichen der Hotels. "Wir haben auch Reiseleiter, die die gewünschten Sprachen nicht sprechen und andererseits Leute, die die Sprachen können, aber als Reiseleiter nicht gut ausgebildet sind", zählte Nocker-Schwarzenbacher exemplarisch auf.

Die Tourismus-Obfrau bedauerte in diesem Zusammenhang, dass das gesetzlich geregelte Saisonnierkontingent (für Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern) heuer nicht aufgestockt wurde. "Wir haben für den Winter 1100 Saisonnierplätze, das ist unverändert zum Vorjahr, aber leider nicht erhöht worden". In Relation zu den rund 240.000 Beschäftigten in der Branche sei das wenig.

(APA)

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