AK: Überlange Arbeitszeiten belasten Beschäftigte gesundheitlich

OeGB AKTION 'STUNDE UM STUNDE, BRANCHE FUeR BRANCHE - 12-STUNDEN-AKTION GEGEN DEN 12-STUNDEN-TAG'
OeGB AKTION 'STUNDE UM STUNDE, BRANCHE FUeR BRANCHE - 12-STUNDEN-AKTION GEGEN DEN 12-STUNDEN-TAG'APA/ROLAND SCHLAGER
  • Drucken

Wer länger als zehn Stunden am Tag arbeitet, schafft es nicht, die Arbeitszeit auf weniger Wochentage zu verteilen, zeigt eine Ifes-Umfrage.

Das seit 1. September geltende neue Arbeitszeitgesetz, das 12-Stunden-Tage erlaubt, bleibt der Arbeiterkammer (AK) ein Dorn im Auge. "Die missglückte Gesetzesnovelle gehört gemeinsam mit den Sozialpartnern überarbeitet" forderte AK-OÖ-Präsident Johann Kalliauer einmal mehr. "Wenn ich als Gesetzgeber diese Möglichkeit schaffe, dann darf ich mich nicht wundern, wenn es auch genutzt wird. Dann kann ich nicht von einzelnen schwarzen Schafen reden", so Kalliauer in Anspielung auf bekannt gewordene Fälle im Tourismus, wo Mitarbeiter zu längeren Arbeitszeiten gedrängt wurden. Arbeitgebervertreter sprachen hier stets von "Einzelfällen".

Bestätigt sieht sich Kalliauer durch eine aktuelle Ifes-Umfrage ("Arbeitsgesundheitsmonitor") im Auftrag der AK, die zu folgendem Ergebnis kam: Überlange Arbeitszeiten führen zu Zeitstress, belasten die Beschäftigten gesundheitlich, erschweren die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und hindern die Menschen daran, bis zur Pension durchzuhalten.

Studie: Längere Arbeitszeiten bringen mehr Zeitstress

Fast die Hälfte der Befragten arbeitet manchmal länger als zehn Stunden, ergab die Umfrage unter 4.000 Personen, die heuer in Einzelinterviews befragt wurden. Von überlangen Arbeitszeiten seien Männer (57 Prozent) deutlich mehr betroffen als Frauen (36 Prozent), Arbeiter häufiger als Angestellte. Am längsten arbeiten Bauarbeiter, Handwerker, Fernfahrer und Personen im Pflegebereich.

"Wer länger als zehn Stunden am Tag arbeitet, schafft es nicht, die Arbeitszeit auf weniger Wochentage zu verteilen, sondern arbeitet Woche für Woche mehr und länger", sagte Ifes-Geschäftsführer Reinhard Raml am Mittwoch bei einem Pressegespräch. Selbst wer nur ein bis zwei Mal im Halbjahr mehr als zehn Stunden am Tag arbeite, komme auf eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 41,5 Stunden. Jene, die jede Woche zumindest einen überlangen Tag machten, würden im Schnitt 47,6 Wochenstunden arbeiten.

Lange Arbeitszeiten führen laut Umfrage bei den Beschäftigten am häufigsten zu Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich, Kreuzschmerzen, Erschöpfung, Kopfschmerzen/Migräne sowie Einschlaf-und Durchschlafstörungen.

Je öfter Arbeitnehmer lange Arbeitszeiten haben, desto mehr leiden sie unter Zeitstress, so ein weiteres Ergebnis. Am meisten Zeitstress haben Beschäftigte im Handel (Kassierin), in Pflegeberufen und im Transportwesen. Über den geringsten Zeitstress beklagten sich Buchhalter und Buchhalterinnen, Bankangestellte und Kindergärtnerinnen. Das Alter spielt dabei eine große Rolle: Junge und Ältere fühlen sich weniger gestresst als Beschäftigte in der Altersgruppe von 30 bis 50. "In diesem Alter spielt wohl die Schwierigkeit, Beruf, Karriere und Privatleben samt Familie unter einen Hut zu bekommen, eine wesentliche Rolle", so Raml.

AK fordert altersgerechte Arbeitsplätze

Die Hälfte derer, die unter Zeitstress arbeiten, kann sich nicht vorstellen, bis zur Pension durchzuhalten. Am ehesten trauen sie sich das zu, wenn sie die Arbeitszeit verringern oder ein anderes Tätigkeitsfeld haben. Der Job, den man mit 20 Jahren ausübe, müsse nicht der sein, den man mit 60 ausübe, forderte Kalliauer mehr altersgerechte Arbeitsplätze.

"Je anstrengender die Arbeit ist, desto kürzer muss die Arbeitszeit sein, um das Fehler- und Unfallrisiko zu verhindern", sagte Kalliauer. Die Beschäftigten müssten zudem bei der Gestaltung der Arbeitszeit mitreden dürfen. Auch ein regelmäßiger Arbeitsrhythmus sei wichtig.

Auch eine Market-Umfrage unter 1.000 Befragten im Auftrag der Wirtschaftskammer kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass die Stimmungslage unter den Beschäftigten rund um die Erhöhung der Obergrenze für die Arbeitszeit auf 12 Stunden pro Tag gekippt ist. Beurteilten im Jahr 2017 noch 58 Prozent den 12-Stunden-Arbeitstag positiv, so waren es im April 2018 51 Prozent und im Oktober 2018 nur noch 39 Prozent.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.