Ein Rekordjahr für Griechenland

Griechenlands Tourismus ist es gelungen, neue Märkte zu erschließen.
Griechenlands Tourismus ist es gelungen, neue Märkte zu erschließen.(c) Clemens Fabry
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Die beste Tourismussaison der Geschichte lässt die Kassen klingeln. Überraschenderweise sank aber in den letzten Jahren gerade die Zahl der österreichischen Touristen.

Athen. Nun, zum Jahreswechsel, ist es fix. Griechenland hat mit geschätzten 33 bis 34 Millionen Ankünften aus dem Ausland die beste Tourismussaison aller Zeiten hinter sich gebracht. Das sorgt auch bei der Regierung für Erleichterung: Der Fremdenverkehr steht inzwischen für etwa 20 Prozent der Wirtschaftsleistung, trug aber vor allem auch stark dazu bei, dass die enorm hohe Arbeitslosigkeit 2018 wieder unter 20 Prozent gedrückt werden konnte.

Vor allem drei Destinationen legten überdurchschnittlich zu: Athen, Kefalonia und das ewig hippe Mykonos, aber auch die anderen klassischen Hauptdestinationen wie Kreta, Rhodos und natürlich Santorin stiegen gut aus. Selbst die durch die Flüchtlingswelle getroffenen Ostägäis-Inseln Samos und Lesbos konnten (nach schweren Einbußen vor allem 2016) stark aufholen.

Warum Griechenlands Sonne immer noch ein Dauerbrenner ist und das Land am immer größeren globalen Tourismusmarkt erfolgreich mitnascht, ist im langjährigen Vergleich zu erkennen. Wie das Forschungsinstitut des Verbandes der griechischen Tourismusunternehmen (Insete) zeigte, wurden die Zuwächse vor allem durch die Erschließung neuer Märkte möglich, während die Zahlen bei den großen europäischen Incoming-Ländern nur langsam stiegen. So gab es aus Deutschland im Zeitraum 2005 bis 2017 ein Drittel mehr Gäste, während sich die Zahl aus Russland vervierfachte und aus der Türkei gar siebenmal so viele Touristen kamen. Viel Potenzial sehen die Griechen auf dem chinesischen, aber auch dem indischen Markt, beide sind trotz Zuwächsen noch stark ausbaufähig. Der langjährige Vergleich zeigt aber auch die Schwachstellen der griechischen Tourismusindustrie: Die Besucher bleiben immer kürzer und geben immer weniger Geld aus.

Erstaunlich ist freilich, dass nur aus Österreich die Zahl der Ankünfte seit 2005 zurückging. Suchte damals noch eine knappe halbe Million Landsleute Ruhe in der Ägäis, waren es 2017 nur knapp 400.000. Vor allem die nahen Mittelmeerziele Italien und Kroatien haben hierzulande weit bessere Karten.

Sonderfall Athen

Während die griechische Infrastruktur durch die Förderung von Hotels im gehobenen Bereich insgesamt gut ist, stoßen manche kleinere Destinationen schon längst an ihre Grenzen. Der Flughafen von Mykonos etwa gilt als einer der schlechtesten auf der Welt, die Verspätungen der Flieger dort waren, gerade wegen weiter steigenden Flugaufkommens, auch heuer europäische Spitze. Der neue Betreiber, die deutsche Fraport, hat eine Sanierung und eine Aufwertung des Services angekündigt, nicht zuletzt deswegen will man eine sukzessive Erhöhung der Flughafengebühren in Kauf nehmen.

Einen erstaunlichen Aufschwung erlebt weiterhin Athen, einst das „hässliche Entlein“ am Mittelmeer, das von Touristen nach dem obligaten Besuch der Akropolis meist so schnell wie möglich Richtung Inseln wieder verlassen wurde. „Schön“ ist Athen bis heute nicht, mit dem anarchischen Städtebau und den Autolawinen, die die 3,4-Millionen-Metropole prägen, doch was einst als hässlich angesehen wurde, ist nun im Bewusstsein der Besucher „authentisch“ geworden, wie der Österreicher Farsin Walizadeh von Temes, Miteigentümerin des Athens Hilton, erklärt. Paradoxerweise hat gerade die Krise dazu beigetragen, Athen als eigenständige europäische Städtedestination ins Spiel zu bringen. Die Hauptstadt Griechenlands war im Zuge der griechischen Schuldenkrise so oft in den Schlagzeilen, dass sie, trotz und gerade wegen der negativen Meldungen, die Aufmerksamkeit und die Solidarität des Publikums auf sich zog. Eine höchst lebendige Jugendkultur, die, wie Artikel etwa in der „New York Times“ zeigen, international immer schicker wird, gestützt durch die neuen, billigen Unterkünfte auf Internetplattformen, hat diesen Effekt verstärkt. Viertel wie Koukaki, Votanikos oder auch die anarchischen Exarcheia ziehen mit ihrem herben Charme immer mehr Besucher an. „Die Auslastung der Hotels ist trotz Internetplattformen vom Typ Airbnb gestiegen“, stellt Walizadeh klar, räumt aber ein, dass weitere Attraktionen in der Stadt geschaffen werden müssen, um die Anziehungskraft Athens weiter zu erhöhen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2019)

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