Speedinvest: Zuschnappen, bevor es andere tun

2011 gründete Oliver Holle Speedinvest.
2011 gründete Oliver Holle Speedinvest.(c) Lukas Ilgner/picturedesk.com
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Der österreichische Risikokapitalgeber Speedinvest hat sich darauf spezialisiert, sich so früh wie möglich an Start-ups zu beteiligen. Nun legt man einen neuen Fonds auf.

Wien. Den Namen Oliver Holle sollte man sich merken. 2006 verkaufte der Österreicher seinen Mehrwertdiensteanbieter 3 United an einen amerikanischen Telekomkonzern – für ansehnliche 55 Mio. Euro. Und legte damit den Grundstein für das, was noch folgen sollte: Speedinvest.

Der Risikokapitalfonds mit Sitz in Wien beteiligt sich seit 2011 an Internet-Start-ups. Was mit einer Handvoll Partnern und einem Anfangskapital von zehn Millionen Euro begann, entwickelte sich mittlerweile zum führenden Frühphaseninvestor Mitteleuropas. Die seither fünf aufgelegten Fonds verwalten derzeit rund 230 Mio. Euro.

„Das gibt uns die Chance, jetzt noch einmal eines daraufzulegen“, sagt Speedinvest-Gründer und Chef Holle am gestrigen Donnerstag bei einem Pressegespräch. Was das bedeutet? Speedinvest legt einen neuen Fonds auf, dessen Volumen 175 Mio. Euro ausmachen soll. Die angestrebte Laufzeit liegt bei zehn bis zwölf Jahren.

Speedinvest 3 wird damit deutlich größer und auch internationaler als seine Vorgänger. Das Geld soll diesmal weniger von vermögenden Österreichern kommen – für die beiden ersten Fonds stammte das Geld zu rund 80 Prozent aus heimischer Hand –, sondern von Investoren aus dem Ausland. Holle denkt dabei sowohl an Family Offices als auch an andere institutionelle Anleger. Der heute 48-Jährige ist durchaus zuversichtlich, dieses Ziel erreichen zu können, denn „wir haben Zahlen vorzuweisen“. „Die Welt wird aber nicht untergehen, wenn nur hundert Mio. Euro zusammenkommen.“

Der erste und 2011 aufgelegte Fonds habe seinen Investoren bereits das 2,7-Fache des eingesetzten Kapitals beschert, während selbst US-Fonds nur eine Verdoppelung schaffen, so Holle. Zu den bekanntesten Exits des Speedinvest 1 zählt die Flohmarkt-App Shpock, die man 2015 an den norwegischen Medienkonzern Schibsted Media Group verkaufen konnte.

Das Ziel von Speedinvest ist, sich so früh wie möglich an Start-ups (vor allem aus den Bereichen IT, Datensicherheit, Finanzen, Industrie) zu beteiligen. Das potenzielle Gewinnwachstum ist damit nicht nur deutlich größer, sondern die Investition auch wesentlich günstiger als zu einem späteren Zeitpunkt. Anders als in den USA haben europäische Jungunternehmer aber meist keine Erfahrung, so Holle. „In den USA ist immer jemand dabei, der bereits zwei- bis dreimal gegründet hat.“ An genau diese Lücke knüpft der Risikokapitalgeber an. Das Unternehmen unterstützt seine Gründer mit Expertise, Management und Netzwerken.

Zehn Prozent als Zugpferd

In der Regel beteiligt sich Speedinvest mit zehn bis 20 Prozent an einem Start-up, sagt Holle. Die Gründer sollen mit ihrem Anteil in der Mehrheit bleiben, um ihr Unternehmen weiterzuentwickeln, und nicht bloß Gehaltsempfänger sein.

Venture Capital, also Wagniskapital, ist durchaus mit Risken verbunden. Über alle Fonds beträgt die Ausfallquote im Schnitt zwischen 20 bis 30 Prozent, sagt Holle. „Die Performance eines Fonds ist von den Top zehn Prozent der Unternehmen abhängig.“ Investoren dürften also nicht darauf hoffen, zeitnah erste Gewinnausschüttungen zu sehen.
Seed-Finanzierung bedeutet auch, einem Samen nicht nur beim Wachsen zuzusehen, sondern eine ansehnliche Pflanze daraus zu machen. Und das braucht eben seine Zeit, „mindestens drei Jahre“. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2019)

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