"Polternder Wahnsinn": Streit im Tiroler Wirtschaftsbund

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THEMENBILD 'EURO 2008': STADTPORTRAIT INNSBRUCKAPA
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Ex-Wirtschaftskammerchef Bodenseer fordert den Abgang des Wirtschaftsbundchefs Franz Hörl - und stellt aus Protest seine Mitgliedschaft ruhend. Zuletzt sorgte Hörl mit einem Video über Skitourengeher für Aufregung.

Eine langjährige Parteifeindschaft tritt im Tiroler ÖVP-Wirtschaftsbund erneut offen zutage. Der ehemalige Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Bodenseer fordert den Abgang des jetzigen Wirtschaftsbundchefs Franz Hörl in dieser Funktion sowie in jener als Vizepräsident der Tiroler Wirtschaftskammer.

Solange Hörl nicht auf seine Ämter verzichtet, stelle er, Bodenseer, seine Mitgliedschaft im Tiroler Wirtschaftsbund ruhend. "Ich kann und will jetzt, auch durch zahlreiche Wirtschaftsbund-Freunde aufgefordert, ein Zeichen des Protests setzen und möchte meine Mitgliedschaft im Tiroler Wirtschaftsbund so lange ruhend stellen, solange der derzeitige Herr Landesobmann und Herr Vizepräsident diese Ämter bekleidet", teilte Bodenseer laut einem Bericht der "Tiroler Tageszeitung" dem Präsidium und den Bezirksobleuten des Wirtschaftsbunds mit.

Bodenseer spricht von einem "polternden Wahnsinn" beziehungsweise einem Imageschaden, den Hörl herbeigeführt habe. Was "in den letzten Monaten und Tagen abgelaufen ist", sei für ihn als ehemaligen Tiroler Wirtschaftsbundobmann weder auszuhalten noch zu akzeptieren, so der Innsbrucker Unternehmer.

Bodenseer 2016 abgewählt

Das ÖVP-Urgestein Bodenseer war im Jahr 2016 als Wirtschaftsbundobmann abgewählt worden, der Zillertaler Hotelier und Nationalratsabgeordnete Hörl folgte ihm nach. Spätestens seit damals sind die beiden in offener Parteifeindschaft verbunden.

Im Tiroler Wirtschaftsbund rumort es schon seit Wochen. Hörl machte sich zudem mit Angriffen auf die Arbeiterkammer und dem ÖVP-Koalitionspartner Grüne nicht nur Freunde.

Zuletzt traten die Konfliktlinien etwa nach der Tiroler Arbeiterkammerwahl offen zutage. Hörl wertete vor allem die stark zurückgegangene Wahlbeteiligung als Abstrafung für seinen Intimfeind, den schwarzen AK-Chef Erwin Zangerl und stimmte als einziger ÖVPler nicht in die Jubelchöre über dessen Halten der absoluten Mehrheit ein. ÖVP-Landesparteiobmann LH Günther Platter soll darüber alles andere als "amused" gewesen sein. Und Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser machte demonstrativ klar, mit den Aussagen Hörls nicht übereinzustimmen.

Streit um Video über Tourengeher

Zuletzt sorgte Hörl noch mit einem Video für Unmut unter seinen politischen Gegnern. Er postete ein Video ohne Ton, mit dem er die angebliche Rücksichtslosigkeit von Tourengehern gegenüber Wildtieren anprangerte. Skitourengeher hetzen wehrlose Gämsen augenscheinlich grundlos durch hohen Schnee, so der Tenor. Mit dem Ton des Originalvideos soll sich die Causa allerdings völlig anders darstellen: Denn die Tourengeher wollten die Gämsen offenbar nicht verscheuchen, sondern sie aus dem Schnee Richtung Wald treiben. Zudem soll das Video nicht aus Tirol, sondern aus Spanien stammen.

Kritik der Grünen und auch des Alpenvereins war die Folge. Hörl blieb jedoch bei seiner Linie . Auch wenn das Video nicht aus Tirol komme, sah er darin eine "enorme Symbolkraft". Dafür, dass er mit der Herkunft des Videos nicht präzise genug war, entschuldigte er sich.

(APA)

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