Neue Führungsriege bei Casinos

=Bettina Glatz-Kremsner wurde zur Generaldirektorin der Casinos Austria bestellt. Der Chefposten eines staatlich streng regulierten Konzerns ist allerdings nicht mit ihrer Funktion als stellvertretende ÖVP-Obfrau vereinbar. Deshalb wird sie ihr politisches Amt zurücklegen.
=Bettina Glatz-Kremsner wurde zur Generaldirektorin der Casinos Austria bestellt. Der Chefposten eines staatlich streng regulierten Konzerns ist allerdings nicht mit ihrer Funktion als stellvertretende ÖVP-Obfrau vereinbar. Deshalb wird sie ihr politisches Amt zurücklegen.(c) Heidi Michel - / Verlagsgruppe N (Heidi Michel -)
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Bettina Glatz-Kremsner wird Generaldirektorin der Casinos Austria. Der Sazka-Vertraute Martin Skopek und FPÖ-Bezirksrat Peter Sidlo sind neu im Vorstand.

Wien. Nach langem Tauziehen steht die neue Führungsriege der Casinos Austria fest. Finanzvorständin Bettina Glatz-Kremsner wird Generaldirektorin. Ihr zur Seite stehen der frühere Erste-Group-Manager Martin Skopek und der Vorstand der Investmentgesellschaft Sigma, Peter Sidlo. Der Beschluss wurde am Donnerstag in einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung einstimmig gefasst. Zugleich wurden für die größte Casinos-Tochter, die Österreichischen Lotterien, ebenfalls Bettina Glatz-Kremsner als Vorstandsvorsitzende und Martin Skopek als Vorstandsdirektor gewählt.

Der neue Vorstand tritt sein Amt offiziell am 1. Mai an. Derzeit läuft der Übergabeprozess vom alten Vorstand zum neuen. Der von Großaktionär Sazka nominierte Vorstandsvorsitzende Alexander Labak und der aus dem Unternehmen kommende Vorstand Dietmar Hoscher werden ausscheiden, die Details werden noch verhandelt.

„Mit Bettina Glatz-Kremsner, Martin Skopek und Peter Sidlo haben wir ein hervorragendes Führungsteam, das sowohl durch seine inhaltliche Kompetenz als auch unterschiedliche Persönlichkeiten überzeugt. Das neue Team steht einerseits für Stabilität und Kontinuität, andererseits für neue Impulse für kommende Herausforderungen“, kommentierte Aufsichtsratsvorsitzender Walter Rothensteiner die Bestellung. „Ich bin froh, dass der Aufsichtsrat heute eine Entscheidung getroffen hat, freue mich und fühle mich geehrt, den Unternehmen ab Mai als Generaldirektorin und Vorstandsvorsitzende vorstehen zu dürfen“, sagte Glatz-Kremsner.

Die Erleichterung war allen Beteiligten also anzumerken. Tatsächlich war der Bestellung des Dreiervorstands ein monatelanges Machtpoker vorangegangen. Denn eigentlich hätte der Aufsichtsrat bereits Ende vergangenen Jahres die neue Konstellation beschließen sollen. Doch die heiklen Eigentümerverhältnisse sorgten immer wieder für Aufschub und jede Menge Spekulationen.

Bekanntlich hat der Glücksspielkonzern Casag, zu dem neben den Casinos in Österreich unter anderem die Lotterien und die Auslandscasinos gehören, drei Großaktionäre: die Republik Österreich (33,24 Prozent), die tschechische Sazka-Gruppe (38,29 Prozent) und die heimische Glücksspielgruppe Novomatic (17,1 Prozent). Vor allem zwischen Sazka und der Republik Österreich kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Differenzen. Daran ist auch der scheidende Casinos-Chef Labak nicht unbeteiligt. Er wurde 2017 auf ausdrücklichen Wunsch der Tschechen zum Generaldirektor bestellt. Sein impulsiver Führungsstil führte dazu, dass sich zuletzt sogar die Sazka-Gruppe von ihm distanzierte.

Nun konnten sich die Eigentümer auf Glatz-Kremsner verständigen. Für die Vertraute von Kanzler Sebastian Kurz bedeutet der Karrieresprung, dass sie ihre Funktion als stellvertretende ÖVP-Obfrau zurücklegen muss. Skopek ist vom tschechischen Großaktionär Sazka für den Vorstand vorgeschlagen worden. Er ist beim Mischkonzern KKCG des Milliardärs Karel Komarek tätig. KKCG ist Alleineigentümer der Sazka. Peter Sidlo wurde Anfang 2018 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Damals wurde der Wiener FPÖ-Bezirksrat in den Generalrat der Nationalbank bestellt. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2019)

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