Warum die ÖBB die Westbahn-Züge kaufen wollen

Clemens Fabry
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Der mögliche Deal der Westbahn mit dem chinesischen Konzern CRRC hat die Branche aufgewühlt. Deutsche Bahn und ÖBB sind interessiert an den Zügen. Die ÖBB entschieden sich 2016 aus mehreren Gründen gegen eine Kooperation mit China.

Wien. Jetzt sorgt die Causa auch in Deutschland für Aufregung. Wie berichtet, will die mehrheitlich private Westbahn ihre 17 Züge verkaufen und plant offenbar den Ankauf neuer Züge vom chinesischen Hersteller CRRC. Der Konzern ist mehrheitlich im Staatsbesitz und mit einem Jahresumsatz von über 30 Milliarden Euro der größte Schienenfahrzeughersteller der Welt. Der Deal wäre für die Chinesen der bisher größte in Europa. Die Westbahn will die Sache nach wie vor nicht kommentieren.

Sehr wohl fix ist, dass die ÖBB und die Deutsche Bahn höchst interessiert an der Westbahn-Flotte sind. Beide vermelden wachsende Kundenzahlen und brauchen neue Züge. Es dürfte also auf einen Bieterkampf der Staatskonzerne hinauslaufen. Die Deutsche Bahn ist recht hoch eingestiegen. Der Aufsichtsrat gab bis zu 300 Mio. Euro frei, um die Westbahn-Flotte zu kaufen. Das ist viel: Die Westbahn hat ihre Züge Ende 2017 mit rund 230 Millionen Euro in der Bilanz stehen. Die ÖBB sagen nicht, wie viel sie bieten wollen. Bleibt die Frage: Warum wollen die ÖBB diese Züge kaufen?

„Damit können wir ältere Garnituren – wie die auslaufenden 4020er – möglicherweise früher austauschen“, lässt das Unternehmen wissen. Gemeint sind die alten blauen Schnellbahnen, von denen etwa 60 unterwegs sind. Ein Nahverkehrszug wie der ÖBB-Cityjet kostet in der Anschaffung rund sechs Millionen Euro. Ein Westbahn-Zug ist aktuell mit mehr als 13 Mio. Euro bewertet. Bei den ÖBB verweist man darauf, dass die „Dostos“ der Westbahn vom Schweizer Hersteller Stadler erstens länger sind und zweitens doppelstöckig. Man könne also rascher als geplant mehr Reiseplätze anbieten. Voriges Jahr beförderten die ÖBB erstmals über 250 Millionen Passagiere, Tendenz steigend.

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